Der aus dem Norden von Buenos Aires stammende Dogo Argentino ist hierzulande eher unbekannt, doch zum Glück hat Sonja Haamann – von Dogo Argentino in Not e.V. – diese Hunderasse für uns in einem leidenschaftlichen Portrait skizzieren.
Die Geschichte des Dogo Argentino
Dr. Antonio Martinez, der „Erfinder“ der Argentinischen Dogge, wollte einen Jagdhund hervorbringen, der trotz seiner imposanten Statur, auch Schnelligkeit und Ausdauer mitbringen sollte. Er sollte der rauen Landschaft und den extremen Wetterbedingungen in Argentinien trotzen und für die Jagd auf Großwild eingesetzt werden.
Er hatte einen „Superhund“ vor Augen, als er 1925 mit nicht einmal 18 Jahren gemeinsam mit seinem Bruder begann, verschiedene Hunderassen zu kreuzen.
Als Basis für seinen perfekten Hund nahm Martinez den Viejo Perro de Pelea Cordobés, welcher als Nachkomme der von den spanischen Einwanderern mitgebrachten Jagd – und Kriegshunde gilt. Wie der Name verrät stammt diese Rasse aus Cordoba, einer Stadt nordwestlich von Buenos Aires in Argentinien. Auch der Alano und Cane Corso haben ihren Ursprung in dieser Rasse.
Zu Beginn prägten der Bullterrier, der Boxer und die Englische Bulldogge die neue Rasse.
- Der Bullterrier war für seine Furchtlosigkeit bekannt,
- der Boxer für seinen Sanftmut, Zuverlässigkeit und die gute Erziehbarkeit und
- die Englische Bulldogge brachte den breiten Brustkorb und eine Menge Mut hinzu.
Doch damit hörte es nicht auf:
- Der Irische Wolfshund wurde wegen seines ausgeprägten Jagdinstinktes und seiner Schnelligkeit eingekreuzt,
- der Pointer wegen seines ausgesprochen guten Geruchssinns und
- der Pyrenäische Berghund brachte neben der weißen Farbe und starken Knochen außerdem Widerstandkraft auch bei extremen Wetterverhältnissen.
Alle 3 Rassen sollten die Friedfertigkeit gegenüber Artgenossen während der Jagd garantieren.
Damit war Martinez Ziel aber noch immer nicht erreicht. Der Hund sollte ebenso mutig, ausdauernd und intelligent sein. Also fügte er weitere Hunde in die Zucht ein:
-
- Der Spanish Mastiff wurde wegen seiner Kraft eingekreuzt.
- Um etwas an Stockmaß zu gewinnen, wurden schwarz-weiß gefleckte Deutsche Doggen eingekreuzt.
- Und zuletzt kamen Kraft und Mut durch die Bordeaux Dogge hinzu.

Bild & Quelle: Sonja Haamann
Das Wesen des Dogo Argentino
Das Zuchtziel hat Mag. Dr. Otto Schimpf in seinem Buch „Der Dogo Argentino“ sehr treffend formuliert:
„Ein stumm jagender Hund mit hoher, ausdauernder Nase, kampftriebstark, wegen des wehrhaften Wildes, aber kein Raufer, da er mit anderen zusammenarbeiten musste, von weißer Farbe, damit er sich von seinen Gegnern abhob. Klein genug, um bullig zu bleiben und im dichten Bewuchs arbeiten zu können, aber groß genug, um schnell und stark zu sein.“
Im Februar 1954 wurde der erste Dogo Argentino aus Martinez Zucht registriert. Im Mai 1964 wurde er von der Argentinischen Kynologischen Vereinigung als Rasse anerkannt. Nachdem 1968 der Kynologe Erich Schneider-Leyer die ersten Dogos nach Deutschland importierte, folgte 1973 die Anerkennung durch den FCI.

Bild & Quelle: Sonja Haamann
Der Begründer dieser wundervollen Rasse starb 1956 bei der Wildschweinjagd. Einige behaupten sogar, er wurde ermordet.
1965 wurde in Buenos Aires erstmalig ein Dogo Argentino als Schutzhund vorgeführt.
Er bewies, dass die Rasse, die ursprünglich als reiner Jagdhund angedacht war, auch als Gebrauchshund bei der Polizei, der Armee und beim Grenzschutz erfolgreich eingesetzt werden konnte.
Antonio vererbte seinen Kindern eine Reihe von Hunden. Sie brachten sie auf das Anwesen „la Cocha“, südlich von Córdoba und begannen mit „del Chubut“- und „Totoral“-Linien zu züchten. In den 80er- und 90er-Jahren halfen namhafte Züchter die Blutlinien aufzufrischen. Heute züchtet Beatriz´ Sohn, Dr. Ulises d’Andrea Nores, auf La Cocha Dogos.
Mut, Tapferkeit und Edelmut – „coraje, valentia y nobleza“ sind das Markenzeichen der Rasse Dogo Argentino.
Im Rassestandard der europäischen Dachorganisation wird sein erwünschtes Wesen folgendermaßen beschrieben: „Er sollte lautlos sein, nie auf der Spur laut geben, einen guten Geruchsinn und Witterung haben, sowie wendig, kräftig, rustikal und vor allem mutig sein. Er sollte nie aggressiv gegenüber Menschen sein, ein Merkmal das streng beobachtet werden soll. Er muss sich ohne Bedingungen oder Reserve seinen Herren völlig vertrauen.“
Ein Kampfhund, Jagdhund oder gar ein Familienhund?
Menschen die den Dogo als Kampfhund betiteln, sollten sich vor Augen führen, dass eine Jagd in einem gleichgeschlechtlichen Rudel sicher nicht möglich wäre, wenn die Hunde zu übersteigertem Aggressionsverhalten neigen würden. In Argentinien wird der Dogo auch heute noch zur Jagd auf Großwild, hauptsächlich Wildschweine und Pumas eingesetzt.
Der Dogo ist im Laufe der Zeit zu einem beliebten Familienhund avanciert und alle Rassekenner und -liebhaber wissen ihn seiner absoluten Loyalität wegen sehr zu schätzen.
Der heutige Dogo ist ein eigenständiges Wesen mit einem starken Charakter und einem absoluten Dickkopf. Er ist bei richtiger Erziehung nicht gefährlich, weist aber eine überdurchschnittliche hohe Beißkraft auf.
Man muss sich dieser Aufgabe gewachsen fühlen und sehr konsequent in der Erziehung sein, sonst können sie einem auch schon mal auf der Nase rumtanzen. Druck und Härte sind beim Dogo Argentino völlig fehl am Platz.

Bild & Quelle: Sonja Haamann
Trotz ihrer Größe und ihrem kräftigen Körperbau sind Dogos sehr sanftmütig, verspielt und kinderlieb.
Doch jeder der sich einen Dogo anschaffen möchte, sollte nicht vergessen dass es sich um einen Jagdhund handelt. Bei einigen Dogos ist der Jagdtrieb sehr ausgeprägt, bei anderen weniger. Der Jagdinstinkt ist und bleibt ein sehr signifikantes Rassemerkmal, welches man auch nicht durch aberziehen beseitigen kann.
Es gibt heute viele Auslastungsmodelle, in denen man Jagdtrieb umleiten kann und genau diese Arbeit sollte jeder einplanen. Ein Dogo möchte ausgelastet werden und ist sicherlich kein Hund, der in der Familie einfach nur nebenher läuft. Richtig ausgelastet kann ein Dogo ebenso in einer Wohnung wie in einem Haus gehalten werden. Allerdings ist ein Dogo sehr sensibel und nicht für Zwingerhaltung geeignet.
Ist ein Dogo Argentino ein Listenhund?
Der Dogo Argentino wird in vielen deutschen Bundesländern als Listenhund eingestuft, was mit besonderen Auflagen für die Haltung verbunden ist. In Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen und Nordrhein-Westfalen gilt er als Listenhund der Kategorie 2, was bedeutet, dass seine Gefährlichkeit vermutet, aber widerlegbar ist.
Die Haltung eines Dogo Argentino erfordert je nach Bundesland verschiedene Maßnahmen wie einen Wesenstest, einen Hundeführerschein, erhöhte Hundesteuer, eine Hundehaftpflichtversicherung, ein polizeiliches Führungszeugnis und einen Sachkundenachweis. Zudem besteht in den meisten Fällen Leinen- und Maulkorbpflicht, wobei eine Maulkorbbefreiung durch einen bestandenen Wesenstest möglich sein kann.
Die genauen Auflagen variieren von Bundesland zu Bundesland, umfassen aber oft eine Haltungsgenehmigung, Nachweis der Zuverlässigkeit und Sachkunde des Halters sowie eine gesicherte Unterbringung des Hundes.
Krankheiten beim Dogo Argentino
Der Dogo Argentino ist aufgrund seiner weißen Fellfarbe anfällig für Taubheit. Diese Erkrankung tritt häufig bei Hunden mit weißem oder weiß-geschecktem Fell auf, da die fehlende Pigmentierung die Entwicklung der Haarzellen im Innenohr beeinträchtigen kann. Neben der Taubheit besteht bei großen Hunden wie dem Dogo Argentino auch eine Neigung zu Gelenkdysplasien. Um gesundheitliche Probleme zu vermeiden, sollte man junge Hunde vor übermäßiger Belastung schützen und mit ihnen erst als Erwachsene intensiven Hundesport betreiben.
Ein seriös gezüchteter Dogo Argentino kann eine Lebenserwartung von 10 bis 14 Jahren erreichen. Taubheit kann durch Tests wie den BAER-Test diagnostiziert werden, der ab der achten Lebenswoche durchgeführt werden kann.
Interessiert an Dogo Argentino Welpen? Dann bitte Folgendes beachten
Die ersten Lebenswochen sind beim Dogo besonders wichtig für sein ganzes Leben, das sollte unbedingt bei der Züchterauswahl und der Erziehung bedacht werden.

Bild & Quelle: Sonja Haamann
Bevor Sie einen Züchter aufsuchen, können Sie sich auch an Dogo Argentino in Not e.V. wenden – falls eine Tierschutzseele in Frage kommt. Dort bekommen Sie Hilfe bei der Suche und Adressen von Tierheimen, in denen Dogos auf ein Zuhause warten.