Spätestens seit dem Film „101 Dalmatiner“ hat diese spezielle Hunderasse das Herz der Menschen erobert, doch wie ticken diese Hunde wirklich? Luisa Dziki mit einem ganz persönlichen Rasseportrait.
„Oh, schau mal ein Dallamatiner!“, „Wo sind denn die anderen 100?“ oder „Haben Sie schon mal alle Punkte gezählt?“ – kaum eine Woche vergeht, ohne dass ich eine dieser oder ähnlicher Aussagen zu hören bekomme, wenn ich mit meinem Hund unterwegs bin. „Buffy“ zieht regelmäßig die Aufmerksamkeit wildfremder Menschen auf sich – und sie genießt es, im Rampenlicht zu stehen. Womit wir schon beim ersten typischen Charakterzug der Punktetiere sind: Sie sind die Diven der Hundewelt. Sie wollen beachtet und bewundert werden, aber bitte aus der Entfernung.
Wer auf einen Dalmatiner zustürzt und ihn gleich mal wild durchknuddeln will, muss mit einer Abfuhr rechnen. Dabei bekommt er von Buffy keine Zähne zu sehen, sondern lediglich einen pikierten Seitenblick, wenn sie elegant außer Reichweite tänzelt – ganz die Diva eben.
Körperkontakt? Doch nicht mit dem Fußvolk, sondern bitte nur mit der eigenen Familie und ausgewählten Personen. Diesen gegenüber ist der Dalmatiner dafür dann aber sehr liebevoll, anschmiegsam und treu ergeben. Bei Buffy geht die Anhänglichkeit soweit, dass sie nicht einmal mit ihr sehr gut bekannten Freunden von mir spazieren geht, wenn ich nicht dabei bin. Dann bleibt sie lieber alleine zuhause und wartet auf mich.
Der Dalmatiner – das schlaue Sensibelchen
Der Dalmatiner ist kein „harter Hund“. Im Gegenteil, er ist sehr sensibel und er kommt mit lauten und groben Menschen nicht zurecht.
Bei meiner Hündin langt ein scharfer Blick und ein gezischtes „Buffy!“ und sie lässt die Ohren und den Schwanz hängen, als hätte ich ihr gerade eine Tracht Prügel verpasst. Laute Geräusche, wie ein Gewitter oder Silvesterknaller beunruhigen so manchen Dalmatiner. Hier ist es besonders wichtig, seinen Vierbeiner von Anfang an an laute Geräusche zu gewöhnen, damit er später keine Geräuschangst entwickelt. In der Erziehung ist ein ruhiger und liebevoller, aber klarer Ton das Mittel der Wahl, außerdem sind Leckerlis ein klarer Vorteil: Die Liebe des Punktetiers geht definitiv durch den Magen, da steht er dem Labrador in nichts nach. Trotz seiner ausgeprägten Lauffreudigkeit
neigt der Dalmatiner deswegen auch zum Übergewicht.
Neben ausreichend Bewegung, möchte der Dalmi auch im Kopf beschäftigt werden: Suchspiele, Tricks lernen und Agility sind eine wunderbare Beschäftigung für diese intelligente Hunderasse.
Ein wenig „schrullig“ sind sie ja schon
Wie bereits oben erwähnt, ist Buffy das Vorzeigemodell des divenhaften Dalmatiners: So legt sie sich zum Beispiel nur unter Protest auf den harten Boden – und dann auch nur in „Sphinxenhaltung“, um zu demonstrieren, wie unbequem es ist, ohne Decke „Platz“ machen zu müssen. Ich hatte schon so einige Lacher auf meiner Seite, wenn ich Buffy bei Freunden dabei hatte und eine Hundedecke vergessen habe: Mein armer, gequälter Hund steht dann stundenlang etwa einen Meter von mir entfernt und hypnotisiert mich. Fängt sie einen Blick auf, dann fängt sie an zu zittern, meine Freunde schwören darauf, dass sie Buffy schon des Öfteren mit den Zähnen haben klappern hören. Dabei lässt sie sich aber nie dazu herab, einen Ton von sich zu geben: Sie leidet einfach still vor sich hin – am liebsten aber mit Publikum. Anfangs dachte ich ja, dass ich einfach ein sehr sensibles Exemplar mit großem Schauspielertalent erwischt habe, aber inzwischen habe ich schon von mehreren Dalmatinerbesitzern gehört, die mit ihren Hunden dasselbe Problem haben. Gehen sie ohne Hundedecke aus dem Haus, passiert es ihnen auch öfter, dass sie auf „den armen Hund“ angesprochen werden. Auch wenn ich ab und zu tatsächlich etwas herzlos bin und die Hundedecke zuhause vergesse: Buffy hat dafür daheim ein Luxusbettchen schlecht hin.
Da hat der Hundebettenhersteller Smoothy Buffys Traum erfüllt: Nicht nur einen weichen Korb, sondern einen Korb mit einem gigantischen Kissen. Ich denke, mein Hund schließt den Erfinder dieser Korb-Kissen-Kombination immer noch in ihre Gebete mit ein. Natürlich hat Madame aber trotzdem noch zusätzlich eine Decke in dem Hundekorb liegen, die sie immer gerne als „Kopfkissen“ benutzt. Nur mein Bett scheint noch bequemer zu sein. Übrigens:
Wusstet ihr, dass Dalmatiner grinsen können?
Buffy „lacht“ zum Beispiel immer, wenn sie mich begrüßt, wenn ich sie scherzhaft einen „dummen Hund“ nenne oder wenn sie etwas angestellt hat – eben ein Hund mit Humor. Viele Dalmatiner „reden“ auch noch.
Fräulein Etepetete
Etwas schrullig sind die Dalmatiner auch, was Regen angeht: Der ist nun wirklich nichts für den kurzhaarigen Hund, was Buffy mir auch immer wieder deutlich zeigt:
Öffne ich morgens an einem regnerischen Tag die Haustür, macht Buffy auf dem Absatz kehrt.
Offensichtlich kann das „Geschäft“ noch einige Stunden warten, im Zweifel solange, bis eine Regenpause einsetzt. Würde es nach ihr gehen, könnten wir auch einfach bis zum nächsten Tag warten. Außerdem ist der Boden dann ja unter Umständen nach einem Regentag schlammig. Etwas, das sich gar nicht gut mit dem weißen Dalmifell verträgt: Buffy weicht jeder Pfütze und jedem Dreck aus, auf den wir auf unseren Spaziergängen treffen. Vor Jahren hatten wir aus diesem Grund einen Unfall mit dem Fahrrad: Buffy lief angeleint an einem s.g. „Springer“ neben mir her, als eine riesige Pfütze unseren Weg versperrte. Sie reichte von einer Straßenseite zur anderen und war gute 2 Meter lang, es gab also keinen Weg daran vorbei. Ich bin also in der festen Überzeugung weitergefahren, dass Buffy mit mir durchläuft, doch Pustekuchen – anstatt sich die Pfoten nass zu machen, übersprang Fräulein Etepetete spielend leicht die zwei Meter. Das Problem war nur, dass sie an dem Springer festgemacht war, dessen Panikhaken nicht gerissen ist. Das Ende vom Lied: Ich lag samt dem Fahrrad in der Pfütze und Buffy war wiedermal darin bestärkt, dass man keiner Pfütze trauen kann. Seit diesem Tag radeln wir ohne Springer und ich halte die Leine in der Hand – so dass ich jederzeit loslassen kann.
Geschichtliches zum Tupfentier
Die Frage, woher der Dalmatiner stammt, konnte nie ganz geklärt werden: Grabbilder mit dalmatinerähnlichen Hunden aus dem alten Ägypten lassen darauf schließen, dass die Tupfenhunde schon mehrere Tausend Jahre alt sind. In kirchlichen Chroniken aus dem 14. Jahrhundert werden Hunde erwähnt, die dem heutigen Dalmatiner ähneln und darauf schließen lassen, dass er aus Dalmatien stammt. Eine weitere Theorie besagt, dass die Dalmatiner über das Meer aus Indien nach England gelangt sind. Dort wurden sie 1890 vom FIC als eigenständige Rasse anerkannt. Im England des 18. Und 19. Jahrhunderts waren die Dalmatiner s.g. „Kutschenbegleithunde“. Sie liefen neben und unter der Kutsche mit und beschützten Sie vor Angriffen. Aus dieser Zeit stammt auch der Beschützerinstinkt des Dalmatiners: Er ist wachsam, ohne jedoch zu Bösartigkeit zu neigen. In den USA haben Dalmatiner früher laut bellend die Löschkutschen begleitet und die Straße so für das Fahrzeug „freigebellt“, noch heute sind die getupften Hunde beliebte Feuerwehrmaskottchen. Auch die Vorliebe für Pferde ist dem Tupfentier erhalten geblieben: Er ist der perfekte Reitbegleithund, der selbst stundenlange Ausritte genießt. Über das Aussehen und den Rassestandard, habe ich mich hier nicht ausgelassen, die Informationen findet man zum Beispiel auf der VDH Seite.