Ein Thema, welches sicherlich auch Rasse-übergreifend von enormer Wichtigkeit ist und mit welchem ich, als Züchter, leider regelmäßig konfrontiert werde: Dem Australian Shepherd haftet der Zusatz „Modehund“ an, was einer Rasse niemals gut bekommt. Die Popularität dieser wunderbaren Rasse ist ungebrochen und wir erleben seit Jahren eine regelrechte „Welpenschwemme“.

Betrachtet man die gängigen Anzeigenportale, fällt die Vielzahl der Angebote sofort auf. Hunderte Bilder von niedlichen Aussie-Welpen ziehen den unwissenden Betrachter sofort in ihren Bann. Zeitgleich fallen die Preisunterschiede der verschiedenen „Angebote“ auf, welche ich im Folgenden näher erläutern möchte.

1) Reinrassige Australian Shepherds

Grundsätzlich werden Australian Shepherds von seriösen Züchtern „mit Papieren“ angeboten. Das heißt, die Welpen bekommen eine Ahnentafel, aus der 3-5 Generationen ihrer Vorfahren hervorgehen. Der Preis für einen reinrassigen (!) Australian Shepherd liegt zwischen 1200 und 1900 Euro.

2) Welpen ohne Ahnentafel

Die zweite Kategorie der Offerten sind die deutlich günstigeren Welpen, welche unter 1000 Euro gehandelt werden. Oft tragen diese Inserate irreführende Überschriften, welche sich für einen Laien aber dennoch durchaus attraktiv darstellen. Welpen, die optisch wirken, wie ein Australian Shepherd werden mit dem Zusatz „Reinrassige Aussie Welpen ohne Papiere“ beworben.
Oft sind die Verfasser dieser Inserate nicht einmal in der Lage, die Farbbezeichnungen ihrer Welpen korrekt zu schreiben – und ganz kreative Köpfe gehen her und erfinden Trendfarben, die in der Realität gar nicht existieren.

Käufer dieser Kategorie werden von dem niedrigen Preis angelockt und argumentieren damit, daß eine Ahnentafel nicht gebraucht wird.

Wichtigkeit und Bedeutung der Ahnentafel

Ein reinrassiger Australian Shepherd bekommt ein Pedigree (Ahnentafel) von einem seriösen Verband. Das ist entweder der ASCA (Australian Shepherd Club of America) oder der CASD, welcher dem VDH bzw. FCI angeschlossen sind.
Zeitweise tummeln sich weitere Vereine auf dem Markt mit dem Zweck „Welpen mit Papieren“ anbieten zu können. Diese Vereine sind für den Australian Shepherd nicht relevant und die „Papiere“ haben einen Wert, der gleich Null ist.

Somit ist die Reinrassigkeit eines Australian Shepherd nur dann gewährleistet, wenn der Hund seine Papiere vom ASCA oder CASD bekommt!

Mischlinge sind toll, aber es gibt gute Gründe auf die Ahnentafel zu achten

Ich will Mischlinge auf keinen Fall schlecht machen! Jeder Hund ist liebenswert und verdient ein lebenswertes Leben. Nur gehe ich davon aus, dass es Gründe gibt, warum sich jemand gezielt für die Rasse Australian Shepherd interessiert.
Australian Shepherds sind eine wunderbare Rasse aber gesuchte Attribute sind nur gewährleistet, wenn es sich um einen „echten“ Australian Shepherd aus einer kompetenten und verantwortungsbewussten Zucht handelt.

Und nicht alles, was nach Aussie aussieht, ist auch wirklich ein Australian Shepherd!

Was eine Ahnentafel ausmacht

In dem Pedigree eines Australian Shepherd sind die Vorfahren lückenlos aufgeführt und ebenso die jeweiligen Titel, welche die Hunde erreicht haben. Gute und langjährige Züchter erhalten damit eine unverzichtbare Hilfestellung bei der Planung ihrer Würfe. Züchter mit fundiertem Wissen studieren jahrelang die Stammbäume ihrer Hunde und tauschen sich, im Idealfall, mit anderen Züchtern aus.

Ebenso sollte ein guter Züchter die Pedigrees seiner Hunde sehr gut kennen und wissen, wo Risiken lauern. Es gibt leider eine Reihe von Erbkrankheiten, die jedes Pedigree mitbringt und das Ziel ist es, das Risiko auf Krankheiten gering zu halten. Ohne eine Ahnentafel ist das schlicht und ergreifend unmöglich!
Eine bewusste, durchdachte Anpaarung mit dem Ziel, gesunde und wesensfeste Australian Shepherds zu züchten, ist ohne Papiere ein Lotteriespiel. Das Gleiche gilt im Übrigen in Bezug auf den Charakter. Durch die negative Entwicklung in den letzten Jahren hat das Image des Australian Shepherd gelitten. Fast jeder kennt einen „durchgeknallten“ bunten Hund.
Wir hören von unseren Welpeninteressenten immer wieder, dass sie sich sorgen, dem Hund später nicht gerecht werden zu können oder aber, dass sie von vielen Menschen vor der Rasse gewarnt wurden.

Australian Shepherd guckt lieb

Red Tri Rüde vom HOF No1 Kennel Las Rocosa.
Bild & Quelle: herzkamper-aussies.de, via Christina Köhler

 

Zuchtplanung hilft, gesundheitliche Schwächen zu reduzieren

Ein Züchter mit fundiertem Wissen um die Rasse legt größtmöglichen Wert auf den Charakter seiner Zuchthunde. Doch für eine vernünftige Wurfplanung muss er weit über den Tellerrand hinausschauen. Es gibt Blutlinien, die bringen unerwünschte Verhaltensweisen mit (Ängstlichkeit, Aggression, niedrige Reizschwelle u.v.m.). Oft haben diese ihren Ursprung in den Großeltern oder Ur-Großeltern der Zuchthunde. Nur durch eine genaue Kenntnis der verschiedenen Blutlinien vermag ein Züchter, eine zuverlässige Prognose über das Wesen und den Charakter der geplanten Welpen zu stellen. Das Ziel ist es, zwei Hunde so zu verpaaren, daß gesundheitliche und charakterliche Schwächen minimiert werden.

Selbstverständlich können gewisse Dinge auch bei sorgfältigster Planung nicht ausgeschlossen werden.

Ein Züchter ist auch nur ein Mensch und die Natur hat ihre eigenen Regeln. Ferner gibt es eine Reihe von Krankheiten, deren Erbgänge noch nicht erforscht wurden.

Dennoch ist die Chance auf einen gesunden, wesensstarken Australian Shepherd höher, wenn ein Wurf sorgfältig geplant und durchdacht ist und die Welpen vernünftig aufgezogen und sozialisiert werden.
Außerdem werden bei seriösen Züchtern diverse Untersuchungen durchgeführt, bevor die Hunde zum Zuchteinsatz kommen und die späteren Welpen werden nicht nur mit Chip und Impfpass abgegeben, sondern auch mit der erforderlichen Augenuntersuchung, welche in der 7. Lebenswoche bei einem Opthalmologen (Tierarzt mit Zusatzausbildung in der Augenheilkunde) durchgeführt wird.
Kauft man einen „Australian Shepherd“ ohne Papiere, erhält man ein Überraschungsei in bunter, ansprechender Verpackung.
Im besten Fall geht alles gut…

Im schlimmsten Fall zahlt man in der Zukunft eine Menge Lehrgeld bei Tierärzten, Hundetrainern, Verhaltenstherapeuten etc.

Am Ende sind, wie immer, die Hunde die Leidtragenden und dieses Leid kann vermieden werden, wenn man bei der Suche nach seinem neuen Familienmitglied etwas höhere Anschaffungskosten und eventuell auch eine längere Anfahrt in Kauf nimmt.

Die Checkliste

Durch gezieltes Nachfragen erkennt man schnell, ob man den richtigen Züchter gefunden hat. Kurze Checkliste:

  • Bekommen die Welpen Papiere vom ASCA oder CASD?
  • Haben beide Elterntiere alle erforderlichen Untersuchungen (HD Röntgen, aktuelle Augenuntersuchung, Test auf den MDR1 Defekt, Test auf HSF4 (eine Mutation von Katarakt)?
  • Welche Risiken birgt das Pedigree der Welpen?
  • Was ist die Zielsetzung, das Zuchtziel, des Züchters für genau diese Anpaarung?

Ein Gastbeitrag von Chrissy Köhler, von www.herzkamper-aussies.de

Bild & Quelle: herzkamper-aussies.de, via Christina Köhler