Einstieg in die Dummyarbeit
Du spielst mit dem Gedanken mit deinem Hund die Dummyarbeit auszuprobieren, hast dich aber noch nicht an einen Einstieg gewagt ? Du hast einen Welpen, vielleicht auch sogar einer Apportierhunderasse angehörig und du möchtest wissen, wie du am einfachsten in das Geschehen einsteigen kannst?
Dann sind die nächsten Zeilen vielleicht hilfreich für dich!
Die Dummyarbeit ist eine wundervolle Beschäftigungsmöglichkeit, mit der du deinen apportierfreudigen Hund sinnvoll auslasten und beschäftigen kannst.
Damit das Spiel jedoch nicht später nur in Gegenstand weglegen und holen lassen, sondern auch aus komplexen Aufgaben über größere Distanzen bestehen kann, ist ein strukturierter und klarer Aufbau sinnvoll. Und das auch für den Hund, der das ganze einfach nur just-for-fun machen soll!
Eine wichtige Grundvoraussetzung gibt es jedoch, dein Hund sollte gerne Gegenstände aufnehmen und tragen! Es gibt so viele tolle Beschäftigungsmöglichkeiten für dich und deinen Hund und es sollte immer beiden Freude bereiten!
Das tolle an der Dummyarbeit ist natürlich, dass du erstmal an ganz vielen Orten unterwegs dein Training selbst gestalten kannst! Du benötigst keinen Hundeplatz, oder großes Equipment, um mit deinem Hund loszulegen!
Es ist nicht unbedingt notwendig die Geldbörse direkt mit dem vollen Ausrüstungsprogramm zu belasten. Zu Beginn ist es erstmal nur wichtig, dass du etwas hast, was der Hund nicht als alltägliches Spielzeug kennt, was er gut aufnehmen und tragen kann. Da kannst du beispielsweise ganz simpel Malerrollen aus dem Baumarkt nehmen. Ansonsten reichen auch zu Beginn 2 Dummys, mit denen du erstmal ausprobieren kannst, ob ihr demnächst vielleicht noch mehr kaufen wollt. 😉
Dummys bekommst du in unterschiedlichen Größen und Varianten.
Um Gewöhnung an Spezialitäten zu vermeiden, würde ich dir jedoch raten, bei ganz simplen Standarddummys zu bleiben. Später im Training können auch mehrere Dummys in einem Suchgebiet liegen, diese sollten dann nicht zu sehr voneinander abweichen.
Klassischerweise fängt man je nach Größe des Hundes erstmal mit einem 250 g Standarddummy an. Bei großen Hunden gerne auch direkt mit 500 g. Die Farbe spielt eher eine untergeordnete Rolle. Für Wettkämpfe ist sie ganz klar mit grün festgelegt.
Für Welpen gibt es extra weiche Dummys, oder auch Dummyrollen. Diese sind in der Regel durchgängig gleich geformt und haben keine Kordel. So wird der Welpe darin unterstützt keinen Spaß am “Zipfeltragen” zu entwickeln, sondern das Dummy immer komplett zu packen. Auch die Standarddummys gibt es ohne Kordel, was gerade zu Beginn recht hilfreich sein kann.
Habe ich einen Hund, der gerne trägt, fange ich persönlich auch gar nicht mit irgendwelchen Futterbeuteln an. Arbeite ich lange Zeit damit, wird es schwer meinem Hund auf einmal zu erklären, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt die Dummys nicht mehr mit Käse, Wurst oder sonstigen Feinkostartikeln gefüllt sind. Das haben sie schließlich super schnell raus, dass es da deutliche Unterschiede gibt. Bringe ich das meinem Hund nicht bei, stehe ich einfach nie vor dem Problem!
In der ersten Zeit, machen wir aus allem ein Spiel.
Gerade Welpen lernen in kleinen spielerischen Einheiten unheimlich schnell. Erst nach und nach packen wir dann ein paar Spielregeln hinzu.
In meinem Trainingskonzept versuche ich den Hund immer wieder in die Lage zu bringen, eigentlich nur alles richtig machen zu können. Dafür viel positive Bestätigung zu bekommen und ihm so zu vermitteln, dass das Verhalten gerade das Gewünschte ist. Deshalb gilt es sich ein paar Gedanken vorab zu machen.
Viele Hundebesitzer fangen an, den Hund zum Apportieren zu bewegen, indem sie die Gegenstände werfen und sie vom Hund holen zu lassen. Das mag oft ganz gut gehen, öfter jedoch ist es gerade bei jungen Hunden, die vielleicht noch gerne Beute für sich sichern, ein wahres Kunststück, sie dann auch wieder recht zügig zu mir zu bewegen.
Hier steckt schon der Kern und Punkt Nummer 1, den wir unserem Hund vermitteln müssen: Beute bringen macht Spaß!
Annika und River (hier 15 Wochen jung) beim Training:
Zum einen ist es für einen Hund erstmal nichts besonderes hinter einem geworfenen also bewegten Gegenstand hinterherzusausen. Schließlich gibt einem Beutegreifer die Evolution vor, bewegten Reizen zu folgen. Wir lösen damit also nur einen angeborenen Mechanismus aus, für den wenig eigens aufgebrachte Motivation nötig ist. Im Training geht es jedoch auch darum, das zu fördern, was bei dem jeweiligen Hund noch deutlich unterstützt werden muss.
Hat der Hund die Beute gepackt, dann steht manchmal wieder die Evolution im Weg. Im Beutefangverhalten kommt in der Verhaltenskette nämlich nach packen, sichern und konsumieren. Nicht freudestrahlend jedem mitteilen, dass man etwas gefangen hat und es auch noch teilen.
Bei den Retrievern ist die Bringfreude sehr oft schon von Hause aus gegeben, da in der Zucht auf diesen Punkt viel wert gelegt wurde. Jedoch können auch hier die Charaktere unterschiedlich sein und sogenannte Beutegeier sind nicht selten.
Was mache ich also nun?
Als erstes spiele ich mit meinem Hund gerne und viel mit dem Dummy. Er darf es mal haben, ich mache ein bisschen Action und das ganze interessant. Ich kann den Dummy dabei auch mal fallen lassen und schauen, ob der Hund es aufnimmt. Nehme das Dummy kurz mal an mich und gebe es dem Hund jedoch auch zügig wieder. Während er es hält belohne ich ihn zum einen stimmlich aber auch gerne mit Streicheln und Körperkontakt. Wichtig ist dabei, dass ich mit meinen Händen vorallem seitlich an den Hund herangehe und nicht direkt frontal auf den Kopf zu. Ich kümmere mich auch erstmal gar nicht darum, wenn er es mal fallen lässt. Freue mich einfach wieder, wenn es von selbst aufgenommen wird. Das Abgeben direkt wieder in die Hand darf nicht der Fokus sein.
Schließlich soll der Hund in dem Falle lernen, dass Teilen der Beute Spaß macht mit mir und wir in dem Spiel keine Konkurrenten sind.
Habe ich einen Kandidaten, der erstmal mit jeder Beute das Weite sucht, dann darf ich das Ganze auch gerne mit der Sicherheit einer langen Leine machen. So kann ich den Hund ein bisschen begrenzen und ihn immer wieder in die Situation bringen es richtig zu machen und dafür Lob zu bekommen. Jedes Mal nämlich, wenn er sich mit der Beute aus dem Staub macht, führen wir in der Regel ein wahrliches Theater auf, um den Hund zu uns zu holen, wenn wir die Leine nicht als Sicherheit haben. Das lernt ein Hund sehr schnell und beobachtet nach ein paar Erfolgen oft schon bei der Aufnahme des Dummys, welche Darbietung denn heute von Herrchen/Frauchen zu erwarten ist!
Die ersten Versuche kann man getrost auch in einem räumlich begrenzten Rahmen starten. Es reicht ein bisschen Platz in der Wohnung oder ein kleiner Garten, viel Gelände braucht man dafür nicht.
Zwischenapporte einbauen
Klappen die Schritte Aufnehmen und Bringen schon super und hat der Hund immer die Tendenz mit Beute auch zu mir zu kommen, so kann ich als nächstes auch einmal mit kleinen sogenannten Zwischenapporten starten. Hier kommt es nicht auf großen Entfernungen an, sondern darauf, dass das Dummy vom Hund aufgenommen und direkt zu mir getragen wird.
Ich lasse den Hund kurz absitzen, gehe vom Hund weg, bei Welpen reichen hier schon wenige Schritte, lege das Dummy ab und gehe nochmal wenige Schritte weiter. Dann rufe ich den Hund zu mir. Optimaler Weise setzt dieser sich in Bewegung und kommt samt Dummy flott zu mir. Mit dieser Übung kann ich ein bisschen spielen und die Schwierigkeit variieren. Je näher das Dummy bei mir liegt, desto sicherer wird mein Hund auch damit zu mir kommen. Liegt das Dummy näher am Hund und die Wegstrecke zu mir ist weiter, ist die Verführung für einen Ausflug doch noch gegeben. Selbstverständlich kann ich auch hier die Distanz erhöhen, wenn die Schritte sicher klappen.
Die richtige Belohnung bei der Dummyarbeit
Die Belohnung am Ende gestalte ich immer verbal oder mit einem kleinen Spiel mit dem Dummy. Ich sehe von Futterbelohnungen im direkten Zusammenhang mit Beute oft ab, wenn der Hund gerne trägt.
Zum einen ist Spiel und soziale Zuwendung ebenfalls eine tolle Belohnung. Belohnung setzen wir gerne mit Leckerchen pauschal gleich, obwohl es da noch viel mehr Varianten der Belohnung gibt. Desweiteren bauen wir durch schlechtes Timing in der Futtergabe gerne auch eine eigens kreierte Stolperfalle.
Schieben wir nämlich anfangs den Keks dann in den Hund, wenn er das Dummy gerade gebracht und uns vor die Füße geworfen hat, ist schnell vorprogrammiert, dass das Dummy fallen gelassen wird um schon bereit für die folgende Futterbelohnung zu sein. Dann wird es irgendwann nötig zu trainieren, dass man es wieder in die Hand gebracht bekommt, eine Schleife, die man sich sehr oft sparen kann.
Ich versuche im Training mit Beute aus diesem Grund ohne Leckerchen klarzukommen und die Motivation des Hundes auf die Beute selbst zu erhöhen. Das mag sich erstmal noch ein wenig seltsam anfühlen, aber die Beute und die Zuwendung deinerseits sollten hier mehr Priorität bekommen.
Und nun wünsche ich Dir viel Freude beim Ausprobieren!
Video/Bilder & Quelle zum Beitrag:
Kristina Räder
Gerd Maiss / Pixabay, creative commons public domain