Ja ihr Lieben offensichtlich wird diese Nummer etwas längeres. Angefangen hat alles wie immer – nämlich in meiner frühen Kindheit mit dem obsessiven Konsum von Bibbi Blocksberg. Wie Bibbi und Tina wollte ich im rauschenden Galopp über endlose Felder heizen. Seit dieser Vorstellung sind läppische 20 Jahre vergangen und zu dem lächerlichen Fakt, dass ich nicht reiten kann, kam noch die Existenz meines zweieinhalbjährigen Senfhundes Askan dazu. Was läge da näher als die Illusion einer perfekt hörenden Fellnase im harmonischen Gleichschritt neben mir, während ich hoch zu Ross eine perfekte Figur abgebe? Adieu Alltag – hallo Entspannung. Oder die Teilnahme an so einem „Horse and Dog Trail“ wäre ja auch gut. Ach ja.
Aber denkste, denn was im Landhaus-Einrichtungskatalog so einfach aussieht, füllt bei uns diverse Trainingstagebücher.
Wie, warum und weshalb das erfahrt ihr heute in Anteilen beim Beginn unserer Serie. Um es also gleich vorwegzunehmen, das ist bei uns noch recht optimierungsfähig, sodass ihr uns auf einem wirklich langen Weg begleiten dürft ;-)
Verwirklichung eines Mädchentraums
Was man für so einen handelsüblichen Mädchentraum einer Hundemama braucht, ist ja doch recht überschaubar:
- (1) ein Pferd
- (2) einen Hund und
- last but not least (3) einen Reiter.
Da gabs bei uns direkt einen Knoten an Punkt (1) und (3). Deshalb meldete ich mich mit den Worten „Ja schönen guten Tag. Ich bin die Isa und möchte gern reiten lernen, weil es mein Traum wäre mit Pferd und Hund auf ewig durchs Gelände zu streifen“ in einem Westernstall an.
„Blobb!“
Anfang diesen Jahres war ich dann zumindest soweit im Schritt und Trab gemächlich ohne Longe über den Reitplatz zu zuppeln. Klar jetzt konnte Askan mit. Mein Traum war quasi zum Greifen nah. Alles hätte so schön sein können und dann „blobb“!
Mr. Pfotenschön sah das Pferd und stellt mit seinem Auftritt jeden blutrünstigen tollwütigen Werwolf in den Schatten.
Ganz großes Kino mit allen Anzeichen einer offensiven Aggression bei einem Hund, der kaum eine handbreit größer ist als ein liegendes Hausschwein und regelmäßig als Bodenfrostmelder fungiert. Na wenigstens war die Pferdedame grundentspannt und schaute auch nur mäßig irritiert aus der Wäsche. Da meine Reitlehrerin zeitgleich auch noch eine Koryphäe in Sachen Hundeerziehung ist und ich mich aktuell auf den Sachkundenachweis vorbereite, war mir diese Situation natürlich kaum peinlich.
Angst wäre mir lieber gewesen
Sie nahm mir also erst einmal meinen schimpfenden, pöbelnden und um sich schnappenden Bube ab und ging mit ihm ans Pferd – ich außer Sichtweite versteht sich – und siehe da, das Pferd war ihm piepschnurzegal. „Na prima“ dacht ich mir „jetzt bin ich auch noch eine Ressource“ – eine mega Ressource quasi bedenkt man, dass ich kraule, streichle, trainiere, füttere und bis vor Kurzem Askan meine Aufmerksamkeit mit niemandem teilen musste. Angst wäre mir deutlich lieber gewesen, denn die Kapitel hatte ich schon durchgearbeitet und die Seminare bereits besucht. Also planlos ging der Plan los.
Jetzt hieß es Beziehung klären, unmissverständliche Aussagen treffen und zuverlässige Grenzen setzen. Und das auch noch mir, der Königin im Versaubeuteln der Erziehung des eigenen Hundes.
Nach einer gewissen Zeit war es zumindest möglich, dass Askan ohne permanentes Gemotze ruhig angeleint am Reitplatz liegen blieb und ich im Schritt und Trab an ihm vorbeireiten konnte. Dabei schaue ich ihn natürlich nur heimlich aus den Augenwinkeln an ;-)
Aufgefallen ist mir wie unwahrscheinlich schwierig es ist, dass jedem Beteiligten klar ist, wen der Reiter grade anspricht. Pferde- oder Hundekommando ist hier also die Frage. Da ich ja auch nicht der beste Reiter auf Gottes Erdboden bin, muss ich mich unwahrscheinlich auf meinen Sitz und die richtigen Hilfen konzentrieren. Jeder Zuck, den meine Fellnase nebenbei macht, führt bei mir direkt zu einem Blutsturz und reißt mich komplett aus meiner zenartigen Konzentration. Ja genau mein Stress, mein Druck aber auch mein Wille zu Dritt ins Gelände zu gehen ist so groß, dass ich wahrscheinlich die nächsten zwanzig Jahre meditieren muss, um in der Konstellation nicht mehr das Problem zu sein. Dann kommt auch noch dazu, dass das Pferd je schneller es sich bewegt umso mehr Adrenalin frei gibt, welches sich natürlich – wie sollte es auch anders sein – wunderbär auf den Hund auswirkt.
Die Konstellation aus Jäger- und Fluchttier ist also weit weniger einfach zu händeln als ursprünglich gedacht. Schließlich muss ja auch noch der Sicherheitsaspekt Beachtung finden.
Weder der Hund soll vom Pferd getreten noch das Pferd vom Hund getackert werden. Noch beschissener ist das natürlich, wenn es sich nicht um das eigene Pferd handelt.
Welcher Reitstallinhaber möchte schon dafür verantwortlich sein, dass mein Hund von seinem Pferd zu Tode getrampelt wurde? Und zeitgleich möchte ich natürlich auch nicht die Schuldige sein, wenn mein Hund in seine Pferde Löcher macht. Präventiv könnte also zumindest ein Maulkorb fürs Hundetier oder viel mehr für mich Entspannung schaffen. Da nun ja aber in NRW mit dem Gedanken gespielt wird, dass Hunde bei Ausritten gar nicht mehr mitgenommen werden dürfen, bleibt die Frage ob wir das Ganze überhaupt schaffen bis es gesetzlich verboten wird.
Welche Seminare ich nun besuche, um dem ganzen Herr zu werden, welche Bücher uns begleiten und welche Erfahrungen wir mit anderen Pferd-Hund-Konstellationen gemacht haben, erfahrt ihr im nächsten Teil. Bis dahin sind wir natürlich maximal gespannt, auf eure Erfahrungen, Außergewöhnlich- und Besonderheiten bei dem schlimmsten was einem Mädchen passieren kann: der Erfüllung ihrer romantisch glitzerbestreuten Wünsche.
Ein Gastbeitrag von Isabelle Koschke
Alle Bilder & Quellen: Isabelle Koschke