Was ist Hundephysiotherapie?
Eines kennen wir bestimmt alle: Wir leiden unter Verspannungen und Schmerzen in der Muskulatur oder kommen nach einer Operation nicht wieder auf die Füße…
Auch unseren Hunden ist das nicht unbekannt.
Wir Menschen nutzen wie selbstverständlich, ergänzend zu den schulmedizinischen Maßnahmen, die Möglichkeiten der Physiotherapie und sind von dem Behandlungserfolg überzeugt.
Jetzt sage ich dir: Die Physiotherapie ist auch bei Hunden jeden Alters sehr erfolgreich. Durch meine Arbeit als Hundephysiotherapeutin kann ich helfen Schmerzen zu lindern, die Heilung zu beschleunigen und dem Hund wieder sein Leuchten in den Augen zurückzubringen. Hierbei bediene ich mich an einer Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten um Hunden mit Erkrankungen und Verletzungen des Bewegungsapparates, aber auch bei neurologischen Problemen unterstützend zur Seite zu stehen und zu helfen.
Wie kann ich als Hundephysiotherapeutin helfen?
Schmerzlinderung hat für mich oberste Priorität.
Durch die Hundephysiotherapie unterstütze ich den Muskelaufbau, verbessere die Koordination bei unrundem Gangbild / Schonhaltung und steigere die Kondition. Dadurch verhelfe ich dem geliebten Vierbeiner letztlich wieder zu mehr Lebensqualität. Auch unsere Seniorenhunde oder stark belastete Arbeits- und Sporthunde können aus meiner Behandlungsform einen großen Nutzen ziehen. In der Hundephysiotherapie arbeite ich mit sanften und schmerzfreien Methoden und setze durch Kälte oder Wärme physikalische Reize.
Außerdem wende ich manuelle Techniken an, wie zum Beispiel Massagen oder passives Bewegen der Gelenke. Hierdurch verbessere ich die Stoffwechselprozesse und die Beweglichkeit und kann verspannte Strukturen lockern. Dies kombiniere ich gern mit meinem Laser.
Die Bewegungstherapie in Form von aktiven und passiven Übungen ist ein weiterer wichtiger Bestandteil meiner Arbeit als Hundephysiotherapeutin. Die Muskulatur wird dadurch gekräftigt und die Flexibilität des Bewegungsapparates gefördert.
Die besten Erfolge erziele ich, wenn ich die Maßnahmen der Physiotherapie mit dem Unterwasserlaufband kombiniere.
Wichtig ist zu wissen:
Mit der Hundephysiotherapie kann ich die tierärztlichen Maßnahmen positiv begleiten, sie darf einen Besuch beim Tierarzt jedoch nicht ersetzen. Als Hundephysiotherapeutin darf ich keine Diagnose stellen.
In meiner Praxis begegnen mir die unterschiedlichsten Patienten. Die kleinste Patientin, Hündin Lucy, wiegt gerade mal 1,9 Kilo. Mein schwerster Patient war ein Landseerrüde und bringt 74 KG auf die Waage. Es kommen Welpen in meine Praxis, Dienst-, Sport und Jagdhunde, Hundesenioren (der älteste war 18 Jahre) und Hunde nach OP´s, Unfällen oder mit Traumata sowie aus dem Auslandstierschutz.
Wobei meine größte Herausforderung und die emotionalste Patientenbegleitung die Krankengeschichte der kleinen Lucy ist.
Anfang September letzten Jahres erreichte mich diese Mail: “…meine acht Monate alte Hündin Lucy hat gerade eine schwere OP an der Halswirbelsäule hinter sich. Sie hatte eine Fraktur der ersten beiden Halswirbel. Die Maus hat einen großen Castverband und kann deswegen nicht laufen. Anbei ein Foto. Was können Sie anbieten das Ihr hilft das die Muskeln in den Beinen nicht völlig abbauen?“
Beim lesen der Mail stockte mir der Atem. So eine schwerwiegende Verletzung. Beim Menschen würden wir von einem Genickbruch sprechen. Du weißt, was das bedeutet….
Ein kurzer Zweifel kam auf – ist das eine Nummer zu groß für mich? Diesen Gedanken schob ich direkt wieder zur Seite. Lucys Frauchen hatte mich angeschrieben und die Kleine benötigte dringend meine Hilfe!
So nahm ich den Telefonhörer in die Hand und ließ mir die Geschichte von Lucy durch ihr Frauchen erzählen. Im Anschluss forderte ich in der Tierklinik die CT- und Röntgenbilder sowie den OP-Bericht an. Diesen studierte ich ausgiebig.
Im Nachgang telefonierte ich lange mit der behandelnden Ärztin. Das Ärzteteam hatte sich vor der OP ausreichend Gedanken gemacht, ob eine Operation ethisch und moralisch zu vertreten war. Sie sagte mir, dass die Operation sehr lang, aufwendig und kompliziert war. Eine Gesamtprognose wollte die Ärztin nicht abgeben. Das Hauptrisiko lag nach ihrer Meinung darin, dass sich das Implantat lockert und es so zu einer erneuten Instabilität in der Wirbelsäule kommt.
Puh, ich empfand es als ganz schön große Verantwortung, klein Lucy zu behandeln, dessen war ich mir sehr wohl bewusst.
Nach dem Gespräch mit der Ärztin fühlte ich mich bestens vorbereitet. Also lernte ich Lucy und ihr Frauchen persönlich kennen. Beim Kennlerntermin, dem sogenanntem 1. Befund, sprachen wir ganz offen über die Risiken meiner Behandlung und den möglichen Folgen. Das war Lucys Frauchen beim Schreiben der Mail bereits bewusst gewesen. Wir sprachen über die großen Möglichkeiten der Hundephysiotherapie. So kamen wir zusammen und arbeiteten gemeinsam für Lucy.
Die ersten Wochen der Behandlung:
Lucy war eine Hochrisikopatientin. Durch den Castverband war sie stark in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt. Kamen Frauchen oder ich nur in die Nähe ihres kleinen Körpers, fing die Hündin direkt an zu schreien. Wir mussten ganz ganz behutsam mit ihr umgehen.
Ich arbeitete mit passivem Bewegen der Gliedmaße. Immer im Hinterkopf, dass Hals und Kopf auf keinen Fall bewegt werden durften. Die Beweglichkeit der Vordergliedmaße war durch den Castverband stark eingeschränkt und teilweise sogar gelähmt. Die Hintergliedmaße ließen sich gut durchbewegen. Diese Übungen zeigte ich dem Frauchen, so dass diese täglich mit Lucy arbeiten konnte. Ich ließ mir zur Kontrolle regelmäßig WhatsApp-Videos senden um die Ausführung der Übungen zu kontrollieren.
Meine Therapie fand 2x in der Woche statt. Ich stellte Lucy immer wieder auf ihre zarten Beinchen. Dabei stützte ich immer den Hals und den Kopf.
4 Wochen später:
Das Krankheitsbild von Lucy verändert sich. Sie wurde deutlich munterer, bellte und fraß wieder mit Appetit. Ausschlaggebend war in unseren Augen ein Besuch auf der Hundewiese. Schon auf dem Weg dorthin pullerte die Kleine vor Aufregung in die Transporttasche. Auf der Wiese mit Unterstützung hingestellt ging ein kleiner freudiger Ruck durch den Hundekörper. Lucy streckte sich und genoss die wärmende Sonne.
Zu diesem Zeitpunkt konnte die Hündin den linken Vorderlauf noch nicht kontrollieren, doch Lucy steht das erste Mal selbständig.
Anfang Oktober 2020:
Bei der Kontrolluntersuchung in der Klinik wurde der Cast entfernt – der Verband blieb. Nun ging es zügig bergauf. Lucy wurde noch munterer und wir mussten uns teilweise vor ihren Zähnchen in Acht nehmen.
Wir bastelten eine Tragehilfe. Lucy ist so zart, dass die Modelle aus dem Handel viel zu groß sind. Die Tragehilfe fixierten wir unter der Decke und ließen Lucy auf dem Wohnzimmertisch die ersten Gehversuche starten. Dabei unterstützte ich sie, in dem ich ihre Beinchen führte.
Mitte Oktober 2020:
Lucy kann sich selbständig aufstellen.
Mit der Vordergliedmaße fängt die Hündin sofort an zu laufen, jetzt wollte sie die Hintergliedmaße nicht mehr einsetzen. Auch diese Herausforderung meisterten wir, indem wir die Badewanne als Pool nutzten. Immer mit Blick auf den Verband ließ ich die Lucy, gestützt von meinen Händen, in der Badewanne schwimmen.
Weiter haben wir Lucy immer wieder auf ihre Beinchen gestellt.
Mitte November 2020:
Endlich – am 14.11.2020 ist Lucy eigenständig ihre ersten Schritte gelaufen. Ich muss dir nicht erzählen, wie groß unsere Freude und meine Rührung war!
Dann kam der zweite Lockdown und ich durfte keine Hausbesuche mehr tätigen. Mit Lucys Frauchen war ich weiterhin im engen Austausch.
Am 7. Januar 2021 – nach 4 Monaten – kam endlich der Verband ab.
Inzwischen läuft Lucy wieder fröhlich durch ihre Welt.
Lucys Rehaverlauf ist ein gutes Beispiel dafür, dass meine Behandlung mit der Hundephysiotherapie und die enge Zusammenarbeit mit der Patientenbesitzerin sowie den behandelnden Tierärzten kleine Wunder bewirken kann.
Du fragst dich nun wie du mit mir in Kontakt kommen kannst?
Ganz einfach unter:
Telefon: +49 151 4005 7005
Homepage: https://www.foerde-hundephysiotherapie.de/
Instagram: https://www.instagram.com/foerde_hundephysiotherapie/
Mehr über Silke erfahrt ihr auch hier: Gastautorin Silke Braun
Text & Bilder
Silke Braun