Wenn zwei sich nicht mögen wird es gerne so beschrieben „wie Hund und Katz“. Auch ich habe oft genug gesehen wie sich Hund und Katze gegen überstehen. Der Hund bellt und tobt, die Katze mit einem Riesen-Buckel, gesträubtem Fell und giftig fauchend.

Wenn ich mir dann unsere Katzen und Hunde ansehe und sehe, wie sie gemeinsam auf unserer doch großen Couch abchillen und mein Mann und ich froh sein können, dass sie uns noch ein kleines Plätzchen zum sitzen frei lassen: Uns würde etwas fehlen – auch wenn es manchmal richtig eng wird!

Wie es bei uns mit Hund und Katz angefangen hat

Nachdem unser letzter Deutscher Schäferhund verstorben war, wollten wir eigentlich mit dem nächsten Hund eine längere Zeit warten. Aber es kommt wie so oft, nach etwas mehr als 6 Wochen ist unser Charly, ein Beauceron, bei uns eingezogen. Mein Mann und ich waren uns aber vorher schon darüber einig, dass dann auch eine Katze mit einziehen würde.

Also woher eine Katze nehmen, die schon Erfahrungen mit Hunden gesammelt hat? Wir wollten auch einer älteren Katze eine Chance geben.

Durch meinen Bruder, Mitglied im Freundeskreis Katze und Mensch e.V., erfuhren wir dann von der Katzenzuflucht Flinsbach e.V., einem kleinem Verein, der sich nur aus Spenden finanziert und versucht das Leid und die Not der sogenannten Streunerkatzen zu lindern und sie tierärztlich versorgen zu lassen. Wenn es gelingt werden natürlich solche Katzen in gute Hände weitervermittelt.

Der Zufall half mit

Also riefen wir dort an. Frau Bastian die Initiatorin von Katzenzuflucht Flinsbach gab uns lange und geduldig Auskunft.

Katze Chico liegt entspannt auf der Treppe

Katze Chico auf der Treppe
Bild & Quelle: Gudrun Belz

Zufällig hatte sie im Bekanntenkreis einen Notfall. Dort mussten auf Grund einer Katzenhaarallergie des Kleinkindes alle Katzen aus dem Haushalt.

Unter anderem auch ein Main-Coon-Mix namens Chico der drei Jahre alt war. Aber alle Katzen hatten Hundeerfahrung, da auch zwei Hunde im Haushalt lebten. Da Frau Bastian uns natürlich persönlich kennen lernen wollte, fuhren wir zur Katzenzuflucht, um vorstellig zu werden.

Wir haben uns für diesen Besuch viel Zeit genommen. Frau Bastian erzählte uns über den zu vermittelnden Kater und zeigte uns auch Bilder von ihm. Anschließend durften wir ihr Haus und die vielen in Not geratenen Katzen, welche sie aufopfernd versorgt und auch gesund pflegt, kennen lernen. Viele kranke und elternlose Kitten waren hier, die ohne die Hilfe von Frau Bastian nicht den Hauch einer Chance gehabt hätten zu überleben,

Nachdem wir íhr über uns und unseren Hund berichtet haben und die augenscheinliche Prüfung durch Frau Bastian bestanden hatten, vereinbarten wir einen zweiten Termin, an dem wir den Kater dann abholen durften: er sollte nämlich vorher noch kastriert werden und erst dann bei uns einziehen.

Was braucht man, wenn man eine Katze zu sich holt?

Bis zum Einzug unseres neuen Familienmitgliedes mussten außerdem auch noch ein paar Kleinigkeiten eingekauft werden: Katzenklo, Kratzbaum usw.

Schon das Aufstellen des Katzenbaumes begeisterte unseren Charly.

Er fand es toll so viele schöne Einzelteile die man herrlich gut verschleppen konnte. Ach und das Werkzeug erst. Seine Begeisterung kannte keine Grenzen. Er war jetzt ca. 5 Monate alt und hatte auch schon eine entsprechende Größe und war vor allem ein äußerst akti-ver Bursche. Er half leidenschaftlich gern den Kratzbaum aufzustellen. Auch das Katzenklo vorbereiten fand er so was von interessant.
Der Tag X kam und ich fuhr Chico abholen, mein Mann konnte leider nicht mit. Da saß er nun der miauende Kater in seiner Katzenbox der seine alte Umgebung verlassen musste und nicht wusste warum. Er hatte mir schon sehr auf den Bildern gefallen aber im Original war er noch viel, viel schöner. Also wurde er kurz in die von mir neu ge-kaufte Katzenbox umgesetzt und ab ging es Richtung Heimat um dem armen Kater nicht noch mehr Stress zu bereiten.

Der Moment der Wahrheit – wenn sich Hund und Katz zum ersten Mal begegnen

Oh wie war ich aufgeregt. Was wird Chico von seiner neuen Umgebung halten und vor allem wie wird sich Charly ihm gegenüber benehmen.
Bei der Fahrt kam kein Mucks aus der Box ganz still saß Chico drin. Ich hatte die Box mit ihm auf den Beifahrersitz gestellt und angeschnallt, so dass er mich sehen konnte und ich ihn auch etwas näher bei mir hatte. Wir kamen gut durch den Verkehr und die Heimfahrt verlief problemlos.

Der spannende Moment der Begegnung stand nun kurz bevor.
Mit der Katzenbox beladen ging ich ins Haus und in unsere Wohnung. Mein Mann wartete auch schon ganz gespannt auf unser neues Rudelmitglied. Ein kurzer Blick in die Box, auch ihm gefiel er noch viel mehr so in Natura.

In unserer Wohnung angekommen, wurde ich natürlich schon ganz neugierig von Charly empfangen.

Seine Nase ging sofort an die Tür der Box um zu riechen wer denn da drin sitzt.

Ich ging mit der Box nach oben in eines unserer Schlafzimmer. Hier hatten wir eine Rückzugsmöglichkeit für Chico eingerichtet, in die vorläufig Charly nicht rein kam. Ich stellte die Box mit Chico aufs Bett und öffnete unter gut zureden ihre Tür.

Er sah mich aus der Box an und kam dann ganz langsam raus. Schaute sich kurz um und kam dann -welch eine Überraschung- direkt zu mir. Ich hatte mich dazu gesetzt. Er ließ sich von mir durch kraulen und genoss es sichtlich und auch hörbar. Dann schaute er sich im Zimmer um. Ging mal kurz auf Toilette, schnupperte am Futter und fing an das Zimmer zu erkunden. Draußen stand derweil Charly mit meinem Mann und lauschte den neuen Geräuschen die aus dem Zimmer drangen. Dabei drehte er den Kopf auf eine ganz lustige Art hin und her.

Katze Chico auf Hundedecke

Bild & Quelle: Gudrun Belz

In der Tür hatten wir ein Laufgitter, so dass Charly nicht ins Zimmer konnte und sich Chico aber jederzeit zurück ziehen konnte wenn es ihm zu viel wurde.

Wir ziehen uns zurück

Mein Mann und ich gingen dann nach unten um etwas Ruhe einkehren zu lassen. Wir machten es uns auf der Couch gemütlich und schauten fern. Charly blieb oben vor der Tür liegen. Bis jetzt war alles ruhig. Wir waren schon etwas aufgeregt.

Aber Charly kam auch bald runter und legte sich zu uns. Und siehe da vielleicht nach einer Stunde saß der Neue schon auf der Treppe und hat uns beobachtet.

Charly hat sich super verhalten. Er war sehr vorsichtig und bedacht bei der Annäherung. Er ist ihm auch nicht hinter her, wenn es Chico zu viel wurde. Wir hatten den Eindruck Charly war dann jedes Mal enttäuscht, wenn Chico zurückweicht.

Das Freundschaftswürstchen

Gedacht, getan – und es wurde das sogenannte Freundschaftswürstchen ausgepackt. Beide haben mit Genuss zuerst mit gegenseitigem Abstand geschmaust, dann saß Chico auf meinem Schoß und Charly davor. Gemeinsam wurde dann das restliche Freundschaftswürstchen vertilgt.

Raubtierfütterung

Ein Würstchen für Chico, eins für Charly…
Bild & Quelle: Gudrun Belz

Es war erstaunlich wie schnell sich die zwei verstanden haben. Fast, als hätten sie aufeinander gewartet. Wir waren so froh, dass wir nicht zu Plan B, C,D oder gar E greifen mussten.

Unser Charly schien richtig froh zu sein endlich einen Kumpel zum toben zu haben und Chico liebte seinen großen Bodyguard.

Es war einfach traumhaft wie es mit den beiden lief. Jeden Tag rückten sie näher zusammen. Gemeinsam auf der Hundedecke liegen und schlafen. Mal mit Körperkontakt mal ohne. Wir waren einfach begeistert, wie die Zwei das machten. Allein schon wenn sie gemeinsam fraßen, jeder an seinem Napf war das einfach schön zum Ansehen. Ja auch das hatten die beiden uns beigebracht:

Gemeinsam macht futtern viel mehr Spaß.

Anfangs hatten wir Chico versucht etwas erhöht zu füttern, damit Charly nicht ans Katzenfutter kam, Pustekuchen. Die zwei waren anderer Meinung. Chico setzte sich demonstrativ neben Charlys Napf und ignorierte das Futter auf dem Kratzbaum. Charly lies den armen Kater von seinem Futter fressen.
Tja gut erzogen wie wir waren, stellten wir künftig den Napf von Chico neben den von Charly. Jeder fraß aus seinem Napf und wenn beide leer waren ging man an den anderen Napf zum kontrollieren und sauber schlecken.

Der Hund wird zur Katze, die Katze zum Hund

Schon nach kurzer Zeit erlebten wir erstaunliches. Chico z. B. lief mit dem Hundespielzeug und kleinen Stöckchen im Maul durch die Wohnung und benahm sich da-bei wie ein Hund.

Hund vs Katze - wer ist hier der Boss?

Bild & Quelle: Gudrun Belz

Charly konnte nicht vom Katzenspielzeug lassen. Dabei arbeitete er fast nur mit den Pfoten. Wie eine Katze das eben so macht.

Es entstand bei uns wirklich der Eindruck, dass die beiden sich gegenseitig Dinge abguckten. Chico verhielt sich manchmal wie ein kleinerer Hund er folgte mir auf Schritt und Tritt und saß teilweiße richtig bei mir vor. Charly fing an viel mit den Pfoten zu arbeiten. Z. B. ich angel mir mal das Stöckchen vorsichtig mit der Pfote, eigentlich eher vom Verhalten der Katze bekannt. Oder ich brauch eine Schmuseeinheit, die er sich dann mit an stupsen durch seine Pfote einforderte. Für beide war es nach kurzer Zeit selbstverständlich dass sie gemeinsam zu uns aufs Sofa kamen und sich neben uns hinlegten.

Nah dran, aber nicht kuscheln

Bild & Quelle: Gudrun Belz

Und natürlich durch kraulen ließen.

Sie spielen miteinander!

Aber das allerschönste war für uns, wie sie mit einander spielten. Natürlich gab es mal auch kleinere Hatzspiele, die aber eindeutig von Chico eingefordert und auch kontrolliert wurden. Charly entsprach natürlich liebend gerne der Bitte seine Kumpels und ab ging die Post. Kriegst du mich, krieg ich dich!

Das erstaunlichste war aber für uns, das Chico sich von Charly auf dessen Hundedecke um den Küchentisch ziehen ließ. Wirklich wir haben unseren Augen nicht getraut. Dieses Spiel konnten sie mit eine Ausdauer betreiben, unglaublich.

Leider haben wir davon kein Bild geschossen.

Man stelle sich vor: Mein Mann und ich saßen gemütlich beim Kaffee vor dem Fernseher, als wir zusahen wie Charly seine Hundedecke in die Küche zog. Dort kämpfte er mit ihr und zog sie herum. Irgend wann dann zog er sie im Kreis um unseren Küchentisch herum. Erst mal noch ohne Passagier. Dann saß auf einmal King Chico auf der selbigen.

Katze Chico und Hund Charly auf Hundedecke

Bild & Quelle: Gudrun Belz

Charly zog weiter seine Kreise um den Tisch mit Chico auf der Decke. Es ruckelte ab und an beim Ziehen etwas, aber Chico saß wie eine Eins eben majestätisch. Charly selbst platze schier vor Stolz. Hinten saß katzentypisch Chico und nahm diesen Service wohlwollend huldigend an. So ging das mehrere Male um den Tisch, dann legte man sich gemeinsam auf die Decke zum pennen. Egal wo sie hin geschleppt wurde. Später ging es dann wieder mit diesem Spiel weiter. Solange bis dann etwas anderes wie z. B. „fang mich“ gespielt wurde. Ich denke man kann sich fast bildlich unsere großen Augen vorstellen die wir beim Anblick solche Vorkommnisse machten.

Freigang erst in Dosen

Die Wochen in denen Chico noch im Hause bleiben musste vergingen wie im Flug. Für ihn war ja Freigang geplant, da er es aus seinem früheren Zuhause her schon gewohnt war. Langsam wurde er von uns an die neue Umgebung gewohnt und er durfte immer wieder mal mit in den Garten. Das gefiel natürlich den beiden Kumpels. Im Garten kann man ganz toll verstecken spielen und Überfälle durchführen. Auch ich wurde nicht verschont. Immer wieder wurde ich bei der Gartenarbeit liebevoll überfallen und angegriffen. Chico behielt aber immer die Krallen drin. Auch er fand es toll mir kleinere Gegenstände zu stibitzen und sie zu verschleppen. Wie oft war mein Gartenhandschuh weg und die Raubtiere, ein großes und ein kleineres, saßen im Gebüsch und lauerten darauf dass ich ihn suchte. Alles was ich nur in die Hand nahm wurde von beiden genauestens untersucht, berochen und abgeleckt. Es wurde mir wirklich nie langweilig mit den Zweien.

[Fortsetzung folgt…]

Ein Gastbeitrag von Gudrun Belz.

Alle Bilder & Quellen: Gudrun Belz