Damals als unser erster Beauceron Charly im September 2006 bei uns einzog mach-ten wir uns schon Gedanken wie wir eine Beschäftigung finden, die ihm Spaß macht und ihn sowohl körperlich als auch kopfmäßig auslastet. Natürlich sollte die Beschäftigung auch uns Hundeführer ebenso Spaß machen. Nach der Welpenschule und dem anschließenden Junghundetraining, in dem das 1×1 der Erziehung gefestigt wurde, waren es ab einem gewissen Alter zuerst lange ausgedehnte Spaziergänge zur Auslastung und zum Kennenlernen der unterschiedlichsten Gegebenheiten.

Wie lastet man einen Hund richtig aus?

Es wird ja viel über eine Artgerechte Auslastung gesprochen. Gut, wir hatten uns für eine Hütehundrasse entschieden, sich aber deswegen Schafe an zu schaffen!?

Die üblichen in den Vereinen angebotenen Beschäftigungsmöglichkeiten waren aber nicht so unser Ding. Auch hat uns unser Charly sehr schnell gezeigt, dass er ständige Wiederholungen wie Stöckchen werfen mit Aportieren oder Ähnlichem nicht so prickelnd fand. Er fand das zwei-dreimal lustig aber dann pffft. Langweilig. Auch hielt sich seine Begeisterung für den Hundeplatz in Grenzen. Das hing aber wohl mit dem anfänglichen Hundeplatz zusammen den wir besuchten. Das Klima dort war nicht so seine Welt und unsere ehrlich gesagt auch nicht. Erst als wir den Hundeplatz gewechselt haben, war er freudig dabei und hat diesen Hundeplatz sogar freiwillig betreten und wollte ihn nicht gleich wieder verlassen.

Nasenarbeit macht den Unterschied!

Aber wenn Frauchen oder Herrchen plötzlich beim Spaziergang weg waren, uh wie interessant, schnell mal suchen gehen und sich dann freuen wie Bolle, wenn er uns gefunden hat. Oder wenn er kurz mal in den Acker sprintete und mir eine Eidechsenleiche stolz präsentierte. Kein Zweifel Nasenarbeit war sein Ding.

Die uns bis dahin bekannte Fährtenarbeit, war aber nun nicht unser Favorit. Dieses Thema hatten wir mit unseren beiden deutschen Schäferhunden zu Genüge mit allen Höhen und Tiefen schon durch und es hat uns schon damals nicht wirklich vom Ho-cker gerissen.

Auch dem zweiten Hund machte das Aufspüren unglaublichen Spaß!

In der Zwischenzeit war ja auch der zweite Beauceron, unsere Claire, eingezogen und so machten die Spaziergänge natürlich gleich nochmal so viel Spaß. Schließlich hatte man ja nun jemanden zum rumtoben und Blödsinn machen und vor allem den Blödsinn weiter geben.

Aber auch unserer Claire bereitete es einen riesen Spaß Frauchen oder Herrchen in ihren Verstecken aufzustöbern, auch sie setzte für ihr Leben gern die Nase ein.

Und dann entdeckten wir „Mantrailing“

Im Herbst 2008 hatten wir dann auf einem Wochenend-Workshop in unserem Hundesportverein die Möglichkeit, die etwas andere Art der Hundebeschäftigung bzw. Auslastung – das sogenannte Mantrailing – kennen zu lernen. Wir entschlossen uns damals mit Claire daran teil zunehmen, damit wir uns auf einen Hund konzentrieren konnten. Keiner von uns hatte ja eine Vorstellung was sich unter der Bezeichnung Mantrailing verbarg. Außerdem war auch die Teilnehmerzahl mit Hund begrenzt und diese Plätze waren sehr schnell weg.

Schon der Einstieg ins Mantrailing durch den theoretischen Block begeisterte uns. Es eröffnete sich für uns eine neue Welt, mit all seinen interessanten Details. Wie zum Beispiel:

  • der Aufbau der Hundenase und die daraus resultierende Riechleistung.
  • Oder wie entsteht der Individualgeruch eines jeden Menschen, der sich mit einem persönlichen unver-wechselbaren Fingerabdruck vergleichen lässt. Seine Zusammensetzung die bei jedem Menschen einzigartig ist.
  • Was muss man beim Legen des Trails beachten, was bei der Ausrüstung usw. Welche Faktoren können einen Einfluss auf die Geruchsver-teilung haben. Wie z.B. die Witterung, die Tagestemperatur, der Wind, die Luftfeuch-tigkeit, die Sonneneinstrahlung und vieles mehr.

Eine Fülle von Informationen, die mein Mann und ich aufsogen wie ein Schwamm.

Wir erfuhren auch einiges über den Ursprung des Mantrailing, dem Ursprungsland und wie es dort eingesetzt wurde und wird. Aber noch interessanter war es für uns über die enorme Nasenleistung der Hunde und deren Lernfähigkeit zu erfahren. Wir tauchten in eine für uns vollkommen neue und gleichzeitig faszinierende Welt ein, die uns seither nicht mehr los lässt sind und uns immer noch begeistert, fesselt und inte-ressiert.

Im praktischen Teil konnten dann die teilnehmenden Hundeführer mit ihren tierischen Partnern unter fachkundiger Anleitung das zuvor gehörte ausprobieren und versuchen umzusetzen. Wir waren richtig gespannt wie das bei uns und Claire funktioniert.
Beim praktischen Teil erfolgte nochmals eine Einweisung für die Hundeführer wie und was sie machen sollten und die sogenannten Läufer, also die Versteckpersonen, mit deren Individualgeruch gearbeitet wurde. Auch die wurden sehr genau instruiert, wann wie was zu laufen hat.

Als wir dann die ersten Übungen hinter uns hatten und wir sehen konnten wie eifrig unsere Claire dabei war und natürlich auch die anderen Hunde egal welche Rasse oder welches Alter, zeichnete sich schon eine positive Tendenz unsererseits ab.

Es war einfach erstaunlich und gleichzeitig toll zu erleben, wie schnell alle Hunde alles richtig umsetzten und wie gierig sie darauf waren suchen zu dürfen. Man sah ihnen den Spaß richtig an.

Mit welch einer Freude und Feuereifer sie dabei waren und jedes Mal regelrecht mit fieberten wenn ein Hundekollege suchen durfte – und sie nicht. Als es nach der Mittagspause am ersten Tag genauso motiviert von Seiten der teilneh-menden Hunde und den Hundeführern weiter ging und der folgende zweite Tag erstaunliche Ergebnisse und Fortschritte brachte, war für meinen Mann und mich klar:

Wir haben die Beschäftigung für unsere Hunde und uns gefunden, eine Beschäftigung die den Hunden und auch uns großen Spaß macht. Die man immer und überall ausführen kann und die Hunde körperlich als auch kopfmäßig auslastet. Egal welches Alter oder welche Rasse.
Genau das, was wir schon lange gesucht hatten.

Und hier gehts zu den Basics von Mantrailing: Wie funktioniert es wirklich?

Ein Gastbeitrag von Gudrun Belz.

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