… die mir in meinem Alltag als Hundefotografin begegnen.

Als Tierfotografin arbeite ich tagtäglich mit den verschiedensten Hunden zusammen. Bei einem Shooting, das oftmals eine Stunde oder länger dauert, lerne ich die Tiere und ihre Besitzer meist ziemlich genau kennen und kann mir ein Bild über sie und den Umgang miteinander machen. Dabei ist mir vor einiger Zeit aufgefallen, dass sich ein Großteil dieser Kunden verschiedenen Stereotypen zuordnen lässt, über die ich oft genug schmunzeln muss.

Typ 1 – „Der macht das sonst nie!“

In den Vorgesprächen zu meinen Fotoshootings hake ich oft nach, ob die zu fotografierenden Hunde gut im Gehorsam stehen und wie es mit „sitz“, „platz“ und vor allem „bleib“ aussieht. Einige Halter versichern mir dann, das dürfte kein Problem sein und verzichten auch auf eine weitere helfende Person beim Shooting – das bekommt man schon hin! Wer etwas vorrausschauend liest, der ahnt es allerdings schon:

Beim Shooting selbst sind Bello, Hasso oder Sky dann eher damit beschäftigt, die gesamte Umgebung zu scannen, ein paar Hasen zu jagen, diverse Mäuse auszubuddeln und mit einer wahnsinnigen Sorgfalt JEDEN EINZELNEN Grashalm zu markieren, der ihren Weg kreuzt.

Manchmal unterliegt auch mein Rucksack, mein Auto oder meine Decke diesem plötzlichen Pinkelwahn. Haben sie alle diese Aufgaben erledigt, haben Herrchen oder Frauchen für einen kurzen Moment die Gelegenheit ihren Hund durch permanentes Wedeln mit Fleisch- oder Leberwurst heranzurufen und erst einmal festzuhalten – soweit, sogut. In der bisher vergangenen Zeit hatte ich bereits Zeit meine Kamera zusammenzubauen und mit diversen Speicherkarten zu bestücken, mir ein paar schöne Locations und vor allem Tricks auszudenken, mit denen wir den abtrünnigen Vierbeiner gleich bewegen können, einigermaßen stillzusitzen Der Grund, warum der geliebte Hund nicht so funktioniert wie sonst ist natürlich klar: „Der macht das sonst nie! Der ist nur so aufgeregt wegen der neuen Umgebung.. und Hunger scheint er auch nicht zu haben heute Vielleicht hätte ich doch sein Lieblingsbällchen mitnehmen sollen..“. Trotzdem gelingen – mit viel Geduld – auch bei solchen Fotoshootings tolle Bilder, denn die Fotos eines solchen Shootings halten meist den einzigartigen, frechen Dickkopf des Models perfekt fest und machen ihn so unheimlich charmant.

Typ 2 – „Der kann nichts, der macht nicht, der ist eigentlich nur süß.“

Hund und Tierfotografin

Bild & Quelle: Laura Herale

Typ 2 ist Typ 1 eigentlich sehr ähnlich: Er schaltet seine Ohren auf Durchzug, macht sein eigenes Ding, ist hibbelig und kann eigentlich nie stillhalten. Der Unterschied: Sein Herrchen steht dazu! Ihm ist völlig klar, dass sein Hund eine Gehorsamkeitsniete ist und es nicht einfach sein wird, ihn zu Fotografieren. Aber er weiß, dass sein Hund einen knallharten Vorteil gegenüber -natürlich – allen anderen Hunden hat: Er ist super niedlich! Und das sieht man hinterher auch auf den Fotos, ähnlich wie bei Typ 1. Der Vorteil: Als Fotografin kann ich mich auf den nicht gerade einfachen Hund gut vorbereiten und mir etwas mehr Zeit nehmen. So hat das Shooting auch ein tolles Ergebnis – ist aber für alle beteiligten sehr viel stressfreier! Und die Halter kommen selten in die bekannten Erklärungsnöte.

Typ 3 – Das Supermodel

Am liebsten ist mir natürlich diese Art von Kundenhunden: Sie wissen genau, wie hübsch sie sind. Sie setzten sich bewusst in Szene – und zwar wirklich: Kaum klickt die Kamera, stehen die Ohren vorne und die Nase noch höher. Tolle Fotos sind hier natürlich kein Problem.

Ein Problem können dabei aber die Halter sein: Denn sie wissen auch, wie hübsch ihre Hunde sind und haben große Ansprüche an die Fotos.

Keine Falte darf falsch sitzen, kein Ohr im falschen Winkel abstehen, kein Körperteil unmuskulös aussehen. Die Hunde funktionieren dafür meist wirklich gut und sorgen auch bei mir für Begeisterungsstürme, wenn ich die Fotos später am PC sichte. Besonders witzig hingegen wird es, wenn genau diese Hunde, die sonst so perfekt hören, auf einmal – sei es wegen der unbekannten Person die am Boden liegt und seltsame Geräusche macht oder daran, dass Herrchen und Frauchen heute besonders nervös sind und unbedingt wollen, das alles klappt – zu Typ 1 meiner Kundenhunde mutieren und überhaupt nicht mehr so perfekt hören wie anfangs gedacht. Dann werden ihr Halter mit einem Mal so unheimlich nervös und kommen so sehr in Erklärungsnot, dass ich anfangen muss, sie zu beruhigen und mich mehr um Zwei- als um Vierbeiner zu kümmern. Denn die Bilder – da können sie sich sicher sein – werden trotzdem toll!

Typ 4 – Die Welpenspielstunde

süßer Welpe

Bild & Quelle: Laura Herale

Noch lieber aber – und jeder Kunde mit einem erwachsenen Hund möge es mir nachsehen – sind mir Shootings mit Welpen oder, besser noch, mit ganzen Würfen. Die kleinen, ungelenken Miniaturausgaben einer bestimmten Rasse bringen mein Herz jedes Mal wieder zum Schmelzen und quitschen. Und das meine ich auch so: Sobald ich den Welpenauslauf betrete, entwischen mir immer wieder Ausrufe wie: „Oooooouhhhh Gottogott sind die niiiiiiiiiiedlich!“. Eine Tatsache, die sich wohl nie ändern wird, egal wie viele Welpen ich noch vor der Kamera haben werde. Wer aber denkt, dass ein paar Welpen knuddeln und ab und zu auf den Auslöser zu drücken ein toller und noch dazu einfacher Job ist, der irrt sich. Denn Welpen sind immer (und wenn ich immer meine dann meine ich es auch so, ganz unabhängig von welcher Rasse und welchem Alter) fest davon überzeugt dass du dich heute noch nicht gewaschen hast – oder zumindest noch nicht gründlich genug. Deswegen beginnen sie sobald ich als Fotografin auf dem Boden liege damit, mich mit ihren winzigen Zungen zu waschen. Und nicht nur das: Sie beißen dir ins Ohr und in die Haare, sind der Meinung, mit offenen Haaren siehst du heute viel besser aus und deine neue Outdoorjacke ist gar nicht so schön wie alle sagen – da sollte man erstmal sämtliche Reißverschlüsse abkauen!

Schuhe mit Schnürsenkeln trage ich schon lange nicht mehr zu Welpenshootings, nachdem ich meine bereits 3 Mal erneuern musste.

Den Zopf verstecke ich außerdem immer in meinem Pullover und meinen Kamerarucksack platziere ich an welpensicheren Stellen. Schmuck ist auch absolut tabu, nachdem einmal ein kleiner Labrador meinen Perlenohrring verschluckte – und nein, nachdem er einmal durch den ganzen Hund gewandert war, wollte ich ihn nicht wiederhaben.
Und obwohl alle diese Hunde sich gleichen und doch grundverschiedene Charaktere sind, haben sie eins gemeinsam: Jedes Shooting macht Spaß, ganz egal welchen Typ Hund ich vor der Kamera habe.

Ich habe diese Worte mit einem großen Stück Ironie verfasst und hoffe, niemand fühlt sich auf den Schlips getreten. Ich will an dieser Stelle niemanden persönlich angreifen sondern Euch nur unterhalten.

Ein Gastbeitrag von Laura Herale, von www.lovely-moments-tierfotografie.de

Alle Bilder & Quellen: Laura Herale