Ich bin ein Hundemensch. Schon als Kind… Ja, genau so könnte entweder der nächste Trailer von „Lassie 2.0“, ein Hunderatgeber zum Thema „101 Gründe, warum Sie sich einen Hund anschaffen sollten!“ oder aber mindestens jede zweite, so auch meine Hundehistorie, beginnen. Meine Eltern waren nie sonderlich große Befürworter eines Hundes, da sie recht schlechte Erfahrungen mit Tieren im Allgemeinen gemacht hatten. Besonders mit Katzen. Und leider auch mit Hunden…
Ich nahm es ihnen als Kind nie wirklich übel, da wir viel reisten, fremde Länder erkundeten und tolle Dinge erlebten, und doch quengelte ich gekonnt zu jedem Anlass, wie gern ich doch ein Tier besäße, um das ich mich natürlich jeden Tag zu natürlich jeder Zeit und mit natürlich immer gleichem Enthusiasmus kümmern wollte. Schließlich war unser Hase Bonnie verstorben, als ich mich im zarten Alter von drei Jahren befand. Zugegeben, es gibt Fotos, aber so ganz ist mir Bonnie als Wesen nicht mehr präsent. Und über diesen Verlust kam ich – so stellte ich es jedenfalls dar – ganz und gar nicht hinweg. Als ich etwa acht wurde, überredeten meine liebste ältere Schwester (dass ich nur eine habe, tut hier nichts zur Sache) und ich unsere Eltern zu dem Kauf eines neues Haustieres. Sie erfüllten uns den „Wunsch“: Wir bekamen zwei Goldfische. Fische tun schließlich nichts, das war auch für meine Mutter in Ordnung.

Das war nicht die Art von kuscheligem Vierbeiner, die ich mir damals vorstellte, aber ich hoffte darauf, dass Steigerungen möglich waren, wenn ich erst einmal meine Pflegebereitschaft unter Beweis gestellt hatte.

Offenbar waren Fische allerdings so gar keine Tierart, mit der ich auch nur im Entferntesten etwas anfangen konnte. Das Starren in ein Glas, das zwei rötlich schimmernde Wasserbewohner beherbergte und dabei zeigte, wie sie den lieben langen Tag tatsächlich nichts tun, erschien mir als reine Zeitverschwendung. Diese sollte jedoch nicht allzu lange andauern. Ein rundes Aquarium war, wie sich zeigte, nur rein optisch eine gute Lebensraumwahl für Fische. Und nach nur einem Tag und wenigen Stunden war unser Haushalt wieder tierlos.

„Wie wäre es mit einem Hamster?“

Das zweite Versuchsobjekt, mich von einem Hund abzulenken – ich war etwa elf – hatte immerhin schon Fell.

Wenn ich mich recht erinnere, kostete mein Hamster damals 20 Mark und ich war stolz wie Oskar. Ich richtete den Käfig her, baute mit meinem Vater kleine Spielparcours, las alle erdenklichen Hamsterbücher und freute mich wirklich riesig auf denkleinen Fratz, für den ich nun die Verantwortung übernehmen sollte. 200 Mark und genau sechs Wochen später lag Krümel in einem Schuhkarton vergraben neben meinem kleinen Blumenbeet. Er hatte aufgrund eines Gehirntumors mehr Zeit beim Arzt als in meiner Obhut verbracht. Ich zweifelte nicht an meiner Liebe zu Tieren, auch war ich ganz sicher, nicht meine Sorgfaltspflicht vernachlässigt zu haben, aber über die Todesfälle in meiner selbsterwählten Tierfamilie war ich doch beträchtlich schockiert. Ob das anderen Menschenauch passiert? Hatte Krümel zu viel Zeit im Hamsterrad verbracht und sein Gehirn hatte Schaden davon getragen? Bitte nicht vergessen, ich war erst elf. Zeit heilt alle Wunden, so zogen einige weitere Jahre tierlos ins Land. Im Alter von 13 bekam ich dann – wie steigerten uns – endlich ein Zwergkaninchen. Max. Max war rabenschwarz, unfassbar niedlich, extremfaul und wenn er sich ein Lebenszeichen von sich gab, dann war er verstörend störrisch. Wir wurden nie recht warm miteinander, denn das Miteinander, das ich mir für uns ausgedacht hatte, erschien Max wohl als viel zu großer Aufwand für ein Hasenleben. Im Sommer hatte mein Vater im Garten einen großen Laufstall aufgestellt. Max saß jeden Tag am immergleichen Ort. Ich fütterte ihn mit Löwenzahn und ab und an durfte ich ihn sogar mal auf den Arm nehmen, ohne danach wie eine „Ich ritze mich selbst“-Jugendliche auszusehen. (Die Dorfjugend kann so grausam sein.) Freilauf nutzte er nicht, wollte er nicht, brauchte er wohl nicht. Ich erkannte, dass mir ein reines Anschauungsobjekt nicht genügte und gab Max in eine benachbarte Familie. Langsam schlich sich der Gedanke ein, dass ein Tier, das sein Leben prima ohne menschliche Zuwendung verbringen konnte, für mich nicht die richtige Lösung war.

Mucksmäuschenunaktiv: kein Fan davon!

„Oder vielleicht eine Katze?“

Natürlich, der Weg zu meinem Hundetraum war ein beschwerlicher, gab es schließlich wahnsinnig viele Zwischenstufen, die ich jedoch partout nicht nehmen wollte. Ich war aber eben schon immer ein Hundemensch, weshalb ich früher lieber mit dem Hund eines Schulfreundes spazieren ging, als mit dem Schulfreund selbst. (Nichts für ungut, Marcel!)Aber wie konnte ich das geschundene Tierherz meiner Eltern für einen Hund erwärmen, wenn ich gleich zwei Goldfische und einen Hamster ums Leben gebracht hatte? Möglicherweise hätte ich auch Max erst nach Ostern in seine neue Familie geben sollen… In der Zeit zwischen15 und etwas älter war ich dank Schule und Studium abgelenkt von dem Wunsch, endlich Hundemama werden zu wollen. Meine Schwester plus Familie schaffte sich, ich war 22, währenddessen eine Katze an. Besser, sie kam anschaffen. Im übertragenen Sinne, natürlich. Sie hieß Günther. Nein, Günther war tatsächlich kein Kater, dafür so ziemlich die coolste Katze, die es gab. Ich begann also wieder zu überlegen, mir ein Alternativhaustier zuzulegen, aber war ich wirklich ein Katzenmensch? Ich liebte Günther, aber sonst…? Eher nicht! Aber Hunde…
Zu bedenken gab es von unterschiedlichster Seite:

  • „In der Wohnung geht das gar nicht, du wohnst im Dachgeschoss!“,
  • „Du bist doch den ganzen Tag in der Uni!“,
  • „So ein Hund ist ja auch eine kostspielige Angelegenheit!“.

Weniger Tier-affine Menschen spielen diese Karten gern aus, gefolgt vom Ass im Ärmel: „Du hast doch auch gar keine Erfahrung mit Hunden!“ Das ist vergleichbar mit „Redakteurin gesucht – mindestens drei Jahre Berufserfahrung“. Und die bekommt man noch gleich woher? Irgendwann muss man ja mit der Erfahrung anfangen. Und ich für meinen Teil war mir sicher, die Expertise mit den anderen Tieren hatte mir gereicht.

„Nein, es wird ein Hund!“

Also entschied ich mich, im weniger zarten Alter von 28 Jahren endlich und wahrhaftig dazu, einen Hund zu adoptieren. Am 13. April 2015 erblickte meine zukünftige Lebensabschnittsgefährtin das Licht der Welt. Woher ich meinen kleinen Vierbeiner bekam? Was zuvor passiert war? Wie ich mich durch allerhand Sach- und Fachbücher bis hin zum Hobby-Experten las und welche Faktoren man tatsächlich vor einer Anschaffung bedenkensollte? Ich nehme euch mit auf eine kleine Hunderatgeberreise „Wie werde ich eine(hoffentlich) geeignete Hundemama in zehn Wochen“ – mit Pro/Contra- und allerhand Todo/To buy/To remember-Listen, mit Tipps, wie man einen sich quer stellenden Chef vom süßen Hundezuwachs im Büro überzeugen kann, wie man die Züchterin des Vertrauensfindet, mit welchen Fragen man sich besser vorher als nachher beschäftigt und mit jeder Menge Hund-zwischen-Menschliches.
Und, um die sich aufdrängende Frage, was bitte denn das ganze Vorgeplänkel sollte, zu beantworten: Ich wollte beweisen, ich war eben schon immer ein Hundemensch!

Ein Gastbeitrag von Lara Schotten

Von Lara ist ebenfalls bei Issn‘ Rüde! erschienen:

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