Russland ist nicht wirklich bekannt als Zuchtland für Zierhunderassen. Dennoch sind der Russische Toy-Terrier, Bolonka Franzuska und die Bolonka Zwetna, liebevoll auch Zwetnuschka genannt, bekannt geworden. Auf der anderen Seite gibt es in Russland aber viele Dienst- und Jagdhunderassen mit besonders hoher Qualität.

Wie jeder weiß ist Russland gekennzeichnet durch unendliche Weiten und ein z. T. hartes Klima, beides stellt besondere Anforderungen an die Menschen und ihre unverzichtbaren Gehilfen – die Hunde. Und in der Tat brachten gerade auch diese besonderen Herausforderungen interessante Hunderassen mit ihren ganz unterschiedlichen spezifischen Charakteren hervor, und doch haben sie auch alle etwas gemeinsam: Ausdauer, Selbstständigkeit, großen Mut und eine sehr gute körperliche Verfassung. Daher brauchen sie geradezu die große Weite, viel Auslauf und dauerhafte Beschäftigung.

Russische Hunderassen in der Übersicht

Schnell wie der Wind: der russische Barsoi

Der wohl bekannteste russische Hund, der Barsoi, mit der FCI-Nr. 193(*) gehört zu den Windhunden. Die Bezeichnung Barsoi (oder Barzoi) kommt vom russischen Wort „borsy“, das in etwa schnell bedeutet. Das Ziel dieser Züchtung war ein großer, schneller und ausdauernder Hund, den man auch ohne Weiteres für die Wolfsjagd einsetzen konnte, was zu jener Zeit geradezu ein Modesport war. So war auch der Barsoi bis zum I.-Weltkrieg der russische Nationalhund. Sein Fell kann fast alle Farben annehmen, sowohl gescheckt als auch einfarbig oder mit Schattierungen. Schokoladenbraun oder blau sind aber bei diesem Hund eher unerwünscht. Sein Fell ist etwas länger und wellig und an manchen Körperstellen auch mal kürzer und gelockt. Der Hund erreicht eine Schulterhöhe von ca. 75-85 cm, Hündinnen sind mit ungefähr 68-78 cm etwas kleiner. Der Bezeichnung Windhund macht der Barsoi wirklich alle Ehre, denn er gehört zu den schnellsten Säugetieren überhaupt. Sein Charakter ist edel und stolz, und seinem Besitzer gegenüber ist er sanft und anhänglich, wohingegen er Fremden gegenüber ziemlich zurückhaltend ist. Auch im Haus kann man das Tier gut halten.

Laika ist eher ein Kläffer/

Das Wort Laika bedeutet wörtlich übersetzt „Beller“. Unter diesem Namen werden mehrere Hunderassen geführt, drei davon werden von der FCI anerkannt:

    • Der eher etwas kleine Russisch-Europäische Laika ist verwandt mit dem Bärenhund Kareliens und vom Gebiet der Halbinsel Kola bis in den fernsten Osten von Russland verbreitet. Die Farbe seines Fells ist meistens schwarz mit weißen Abzeichen.
    • Das Verbreitungsgebiet des Westsibirischen Laika sind hauptsächlich die Wälder im Uralgebirge, in Westsibirien und im Bereich des unteren Obs. Diese Hunde werden vornehmlich zur Großwildjagd eingesetzt.
    • Der große Ostsibirische Laika gehört zur offenen Taiga in Sibirien. Beliebt sind in diesem Fall die einfarbig dunklen Hunde.
    • Ein besonders interessantes Tier, das der FCI noch nicht anerkannt hat, ist aber gerade der Jakutische Laika. Mit seinem Ursprung in der sibirischen Kolyma-Region (Hundefluss) gehört er zu den nordischen Schlittenhunden. Das lange und dichte Fell ist eher weiß oder auch in zwei- bis dreifarbiger Scheckung beliebt. Bei Rüden liegt die Schulterhöhe zwischen 53 und 58 cm, bei Hündinnen um die 52 bis 55 cm. Als Zugtiere kamen die Hunde schon immer weit herum und kreuzten sich gern mit anderen Rassen, was im Ergebnis zur Stärkung und Gesundung der eigenen Rasse beitrug.

Übrigens, Laika war die erste Hündin im Weltall, deren Ausflug leider in einer Tragödie endete.

Der Zentralasiatische Owtscharka

Der Zentralasiatische Owtscharka gehört zu den ältesten Herdenschutzhunderassen der Welt. Mit der FCI-Nr. 335 gehört dieser Hund zur Gruppe der Molosser und darin zu den Herdenschutzhunden. Sein riesiges Verbreitungsgebiet reicht vom Ural bis Sibirien. Aufgrund der unterschiedlichen Klimazonen haben sich Varianten entwickeln können, die insbesondere durch ihre unterschiedlichen Felllängen gekennzeichnet sind. Die Schulterhöhe der Rüden beträgt mindestens 65 cm und bei Hündinnen gut 60 cm. Diese Hunderasse ist ausgesprochen robust, widerstandsfähig und zugleich anspruchslos, wobei es eben gerade diese Eigenschaften sind, die diesem Hund wochenlanges Durchqueren von Wüsten und Steppen ermöglichen.

Der Kaukasische Owtscharka

Der Kaukasische Owtscharka ist die russische Antwort auf den Schäferhund. Daher gehört dieser Herdenschutzhund mit der FCI-Nr. 328 selbstverständlich auch in die Gruppe der Molosser. Hinsichtlich seines Fells existiert ein Kurzhaar-, Langhaar- und ein Zwischentyp. Die erlaubten Farben sind: weiß, hell, gescheckt, grau meliert, rostfarben oder getigert. Der hübsche weiße Brustfleck ist ebenfalls zulässig.
Rüden erreichen eine Schulterhöhe von ca. 72-75 cm und ein Gewicht von mindestens 50 kg, Hündinnen ca. 67-70 cm (mindestens 45 kg). Der Owtscharka war bereits vor mehr als 600 Jahren in der Hochgebirgsregion des Kaukasus beheimatet, und er wurde auch schon zu dieser Zeit als Herdenschutzhund verwendet. Seine Aufgabe bestand vor allem darin, die Herde vor Raubtieren zu schützen. Es mussten also Hunde mit diesen Eigenschaften sein: mutig, kräftig, selbstständig, schnell, ausdauernd und wachsam.

Der Sibirische Husky

eine Besonderheit aus dem hohen Norden Sibiriens. Hier waren und sind es die Tschuktschen, die diese Tiere als Schlittenhunde, aber auch als Wachhunde für ihre Rentierherden einsetzen. Auf den ersten Blick erscheint diese Rasse anderen Schlittenhunden wie dem Malamute oder dem Eskimohund sehr ähnlich zu sein, aber der Sibirische Husky ist doch etwas kleiner und leichter. Dennoch schafft es dieser starke Hund, bei gutem Training das Neunfache seines eigenen Körpergewichts zu ziehen. Sein guter Orientierungssinn selbst im Tiefschnee ist beachtlich. Charakterlich ist der Sibirische Husky sanftmütig, freundlich, anhänglich, kontaktfreudig und wirklich ganz lieb. Fremden Menschen und anderen Hunden begegnet er aber eher etwas misstrauisch.

Bolonka Franzuska

Das „Französische Schoßhündchen“ ist ein von der FCI nicht anerkannter russischer Gesellschafts- und Begleithund. Sein langes weißes Fell ist gewellt bis gelockt. Die Schulterhöhen beträgt bei Hündinnen und Rüden gleichermaßen nur ca. 20-26 cm, und das Gewicht bewegt sich im Bereich zwischen 2 und 3,5 kg. Der Bolonka Franzuska geht aus der Bologneser-Rasse hervor, es wird zuweilen auch der Bichon Frisé dahinter vermutet. So gesehen stammen diese kleinen Hunde ursprünglich dann doch aus Frankreich, aber immerhin eroberten sie in Russland schnell und unwiderruflich viele Herzen adeliger Damen sogar am Zarenhof. Den Bolonka Franzuska kann man aber eher als das Ergebnis einer Inzucht ansehen. In Deutschland ist dieser Hund eher selten anzutreffen, und dennoch eignet er sich gut als Familienhund, denn es ist ein aufgewecktes Kerlchen, ohne dabei aufdringlich zu sein. Darüber hinaus liebt dieser Hund lange Spaziergänge, und er hat auch viel Spaß an Hundesport. Dennoch kann er wegen seiner eher geringen Größe auch gut in einer Stadtwohnung leben.

Der Bolonka Zwetna

…trägt Farbe. „Zwetnaya Bolonka“ heißt übersetzt „buntes Schoßhündchen“, und trotzdem wird seine Rasse vom Bichontyp von der FCI auch nicht anerkannt. Immerhin ist dieser Hund ein richtiger Russe bzw. „Sowjetbürger“.

Der Russkiy Toy

Ein pfiffiger russischer Zwerg mit englischen Wurzeln. Der „Russische Toy“ wurde von der FCI zumindest schon mal vorläufig angenommenen. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Englische Toy in Russland sehr beliebt. In den 1950er Jahren erlebten die Toy Terrier dann eine Art Renaissance in Russland. Der neue Standard bevorzugte zunächst kurzhaarige Hunde. Ab 1958 wurden dann auch langhaarige Varianten unter der Bezeichnung „Moskauer Langhaariger Toy Terrier“ gezüchtet. Dieser Hund kann bis zu 29 cm groß und 3 kg schwer werden. Sein Fell ist kurz und glatt oder auch lang und glatt bzw. leicht wellig. Die Farben sind: schwarz oder blau mit loh (loh = rotbraun), braun mit loh eher selten, aber auch viele Rottönungen, manchmal mit brauner Wolkung. Der Russkiy Toy ist sehr freundlich und verspielt, zuweilen sehr lebhaft, Ängstlichkeit aber auch Aggressivität sind ihm fremd.

Für wen sind russische Hunderassen geeignet?

Russkiy Toy, Bolonka Franzuska und Bolonka Zwetna passen wirklich zu jeder Familie, gerade auch mit Kindern. Der Bolonka Franzuska ist sehr aufgeweckt, aber nicht aufdringlich und daher stets ein sehr netter Begleiter für Jung und Alt. Er liebt lange Spaziergänge, hat Spaß am Hundesport, braucht diesen aber nicht unbedingt. Mit seinem ausgeglichenen Wesen kann der nicht zu große Hund auch gut in einer Etagen- oder Stadtwohnung leben. Für die Fellpflege sollte sich der Eigentümer ausreichend Zeit nehmen, weil sein Fell etwas zum Verfilzen neigt.

Ganz anders verhält es sich mit einigen anderen russischen Hunderassen, denn sie brauchen Menschen mit bestimmtem Charakter bzw. Berufsbild. Ein langweiliges Leben auf kleinem Raum ohne anspruchsvolle Aufgaben lässt diese Hunde verkümmern bzw. „auf den Hund kommen“. Der Barsoi z. B. ist ein Läufer! Er braucht sozusagen regelmäßig „die Rennbahn“. Das kann Laufen neben dem Fahrrad sein, und ein großes Grundstück ist das Mindeste, was man ihm bieten muss. Auch der Sibirische Husky braucht seinen ständigen Auslauf und, wie alle Rudelhunde, braucht er auch Artgenossen oder zumindest eine sehr enge Bindung an die Familienmitglieder. Dieses „Arbeitstier“ muss ständig körperlich und auch geistig gefordert werden, und dabei muss sozusagen die Rangordnung immer eine klare Sache sein. Daher ist strenge, konsequente, zugleich aber auch sehr liebevolle Erziehung im Welpenalter immens wichtig. Wer dafür keine Zeit hat, sollte sich nicht für den Sibirischen Husky entscheiden.

Ganz Ähnliches gilt für den Jakutischen Laika, der sich ebenfalls gut in eine Familie integriert, aber eben eine besondere Familie, die sich gern und viel draußen aufhält und sich viel mit dem Tier beschäftigt und bewegt.

Der zentralasiatische Owtscharka hat Eigenheiten, die nicht immer mit dem Familienleben gut vereinbar sind. Er macht sozusagen „his own business“. Arbeiten ist dieser schlaue Hund gewöhnt, dabei trifft er auch seine klaren Entscheidungen, und er liebt es, das große Grundstück zu bewachen, was er sehr ernsthaft und erfolgreich macht. Auch dieser Hund muss konsequent aber sanft erzogen werden, und der Mensch, der das macht, muss so viel Durchsetzungsvermögen haben, dass der Hund die Führung auch anerkennen kann. Die Menschen, die er liebt, verteidigt er im Notfall bis zum Äußersten. Ob die Situation tatsächlich so bedrohlich ist, das entscheidet der Hund selber. Als Fazit lässt sich hier feststellen: Der Owtscharka eignet sich nicht so gut für Anfänger, mit seinem immer wieder aufkeimenden Dickkopf und seiner ausgeprägten Eigenständigkeit stellt er so manches Mal eine echte Herausforderung für den Halter dar. Dasselbe trifft auch zu auf den kaukasischen Owtscharka. Gerade jetzt, da in Deutschland „die Wölfe zurückkehren“, sind diese mutigen, starken Hunde eine echte Überlegung wert für den Schäfer.

Was bei russischen Hunderassen in Deutschland zu beachten ist

Da der zentralasiatische Owtscharka noch kein „Listenhund“ in Deutschland ist, sollte sich der Halter vor einer Auslandsreise unbedingt über die Bestimmungen im Urlaubsland dazu informieren, denn es gibt andere Länder, in denen diese Rasse als Listenhund geführt wird. Der sibirische Husky und der jakutische Laika sind bekanntlich Tiere, die an Kälte gewöhnt sind, und in Deutschland ist es in der Tat etwas zu warm für diese Tiere. Abgesehen von den Zierhunderassen brauchen die meisten russischen Hunderassen viel Platz zum Auslauf, eine Aufgabe und Menschen, die sich gern ernsthaft und liebevoll mit ihnen beschäftigen.

Seriöser Verkauf russischer Hunde

Die Bezeichnung „Hundezüchter“ ist mitnichten ein geschützter Beruf. Jeder, der mal einen Hund vermehrt hat, darf sich zurecht gleich Züchter nennen, und so ist es nicht verwunderlich, dass es überall Hundezüchter wie Sand am Meer gibt. Man darf aber auch nicht ungerecht sein. Die Mehrzahl der Züchter liebt die Tiere wirklich. Diese Leute haben oft ihr Hobby zum Beruf gemacht und gehen mit der Thematik gut und gern und verantwortungsvoll um. Dennoch kann man hier auch leicht mal an ein „Schwarzes Schaf“ geraten.

Deshalb ist es gut, dass es z. B. den Verband für das deutsche Hundewesen (VDH) gibt, wo man sich nach seriösen Züchtern erkundigen kann. Jene Züchter, die dort als Mitglied eingetragen worden sind, arbeiten nach den Richtlinien des Tierschutzes, und sie haben sich freiwillig einer der weltweit strengsten Zuchtordnungen unterworfen.

Gute Hundezüchter spezialisieren sich übrigens oftmals auf nur eine oder zwei Hunderassen.

(*) FCI = „Fédération Cynologique Internationale“ ist ein großer internationaler Dachverband, der Hunderassen anerkennt und systematisiert, indem diese in Gruppen und Sektionen aufgeteilt werden, die ihrerseits oft nochmals untergliedert sind.

Titelbild & Quelle: chesshirecat / Pixabay, creative commons public domain