„Es gibt kein schlechtes Wetter nur falsche Kleidung!“ Diesem Sprichwort liegt wohl ein hoher Wahrheitsgehalt zu Grunde. Überhaupt, wer bestimmt denn, wann Wetter schlecht ist? Es soll Menschen geben, die im Regen tanzen. Ich wage zu behaupten, die finden Regen nicht verkehrt. Auch dürfte ein bisschen Nass von oben beim Hobbygärtner ganz andere Emotionen hervorrufen, als beim Straßenkünstler, der dann sein Werk davon fliessen sieht.
Der durchschnittliche Hundehalter wird, wenn auch aus anderen Gründen, mit der Ansicht des Strassenkünstlers sympathisieren. Und das auch dann, wenn er noch so gut gegen nass, kalt und Wind gewappnet ist. Das liegt vielleicht daran, dass Kapuzen zwar den Kopf trocken halten, leider aber sowohl die Sicht, als auch das Gehör einschränken. Oder daran, dass der Regen uns trotzdem ins Gesicht peitscht und uns der Wind die Kottüten um die Ohren fliegen lässt.

Ein Brillenträger könnte die Liste vermutlich um weitere leidige Punkte erweitern. Und von dem Aufwand alle Beteiligten wieder sauber zu bekommen, möchte ich gar nicht anfangen.

Im Gegensatz dazu, zeigen sich viele Hunde von solchen Kleinigkeiten unbeeindruckt. Oft wirkt Regen wie ein erfrischender Jungbrunnen.

Vor allem unter den Wollknäuels unter den Nasen. Sie fordern geradezu begeistert ihren täglichen Rundgang.

Schlechtes Wetter – für wen?

Ob Nass von oben wertfrei als Regen bezeichnet oder als Sauwetter qualifiziert wird, hängt also maßgeblich vom Betrachter ab. Tatsächlich erscheint mir der Begriff „schlechtes“ Wetter bei kurzen Schauern wirklich ein bisschen hart.
Es gibt aber Tage, da tobt die Natur. So sehr, dass der Hund beim Pinkeln davonzufliegen droht. Im Englischen werden solche Wetterbedingungen mit „it is raining cats and dogs“ umschrieben.
Wahrscheinlich wurde ein armer Teufel bei Verrichtung des kleinen Geschäfts von einer Böe erfasst und segelte dann, hilflos, an dem Mensch vorbei, der im Folgenden vergleichbare Wetterlagen nach dieser Begebenheit benannte.
In den letzten Tagen hat es, um bei der deutschen Sprache zu bleiben, Schnürsenkel geregnet. Es hat so sehr gestürmt, dass die Raben von den Dächern geweht wurden und unsere sehr kurzen Pinkelrunden sicherheitshalber fernab von Bäumen und Sträuchern statt fanden.

Kurze Gassigehrunden

Dass unsere Runden so kurz ausgefallen sind lag übrigens nicht an unserer mangelhaften Ausrüstung. Tatsächlich verfügen nicht nur wir Menschen jeweils über zwei Paar Gummistiefel und mehrere Regenjacken. Nein, auch Cleo besitzt Mäntel, wobei drei davon eigens der Regenabwehr dienen. Damit kann uns nichts mehr erschrecken. Sollte man jedenfalls meinen.

Cleo liebt es…nicht

Cleo gehört allerdings weder zur Wollknäuel- Fraktion, noch findet sie Regen angenehm erfrischend. Schon gar nicht im April. Als kurzhaariger Whippet ohne Unterwolle kann es ihr weder trocken, noch warm genug sein. Wasser, unabhängig von der Quelle, findet sie furchtbar. Grundsätzlich. Daran ändert auch ein Mantel nur wenig. Stellt sie fest, dass die Wetterbedingungen ihren Ansprüchen nicht genügen, springt sie umgehend ins Bett um dort demonstrativ Ruhe auszustrahlen. Scheinbar schlafend, immer darauf bedacht bloß niemanden auf die Idee zu bringen, sie müsse nach draußen.

Ab und zu geht’s trotzdem raus. Es hilft ja nichts. Wir versuchen dann das Übel etwas zu mildern. Entweder indem uns ein anderer Hund begleitet oder, wie diesmal, indem wir die heiß geliebten Wurfbälle hervorzaubern.

Dank des durchaus beeindruckenden Naturschauspiels welches, wie bereits erwähnt, mit heftigem Sturm einher ging, flogen die Bälle aber nur halb so weit wie von Cleo erwartet.

Das fand sie derart unverschämt, dass sie irgendwann in Rage geriet und der wiederholt falsch gelandete Übeltäter wütend angebellt wurde.
Als mir schließlich dämmerte, dass mein Wurfpotential steigen würde wenn ich nicht gegen den Wind anspiele, waren meine Finger eisig kalt. In Ermangelung eines hündischen Kammeraden war der Spaziergang danach bedauerlicherweise nicht mehr zu retten.

Im Ergebnis ist zumindest Cleo mehr denn je davon überzeugt, dass raue Witterungsverhältnisse mit Fug und Recht als schlechtes Wetter bezeichnet werden.

Sie findet es aber, so übersetze ich mal frei, auch sehr schön, wenn die ganze Familie die Gegebenheit nutzt, um gemeinsam zwischen Bett und Couch zu pendeln.

Insofern gibt selbst Cleo zu, dass schlechtes Wetter nicht automatisch auch schlecht ist.

Ein Gastbeitrag von Saskia Schlossberger

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