Frauchen bat mich, euch einen Erfahrungsbericht meiner ersten 5 Tage zusammenzufassen. Ihr verlangt vielleicht Sachen von mir, ich bin doch nur ein Hundebaby… O.K., ich gebe zu, ein besonderes… na, dann will ich mal sehen, was ich für euch tun kann.

Also: Ich bin Django, mein genaues Alter verrate ich nicht, aber man schätzt mich auf ca. 4 Monate weil ich immer noch mein vollständiges Milchzahngebiss habe und wie mein Frauchen sagt, „mich meistens benehme wie ein Baby“.
Eigentlich sagt man ja, nur Katzen haben mehrere Leben, aber ich komme auch immerhin schon auf 4! – Ihr fragt euch wieso?

Mein erstes Leben

Mein erstes Leben war bei meiner Mama – daran kann ich mich nicht mehr so genau erinnern, aber da ich groß und kräftig geworden bin, kann das so schlecht eigentlich nicht gewesen sein.

2008.08 Django hinter Gittern

Bild & Quelle: Stefanie Masur

Mein zweites Leben

Mein zweites Leben war auf den Straßen Spaniens – darüber rede ich nicht gerne!

Mein drittes Leben

Mein drittes Leben war in der Obhut der Tierschutzengel, und wenn ich ehrlich bin, war ich da schon langsam ein bisschen gefrustet und hatte im Tierheim nicht einmal mehr Lust zum spielen und war sehr ruhig. Immerhin berichteten die andern Hunde, dass man als großes, schwarzes Männchen sehr schlechte Karten hat – und ich habe ja bereits eine Schulterhöhe von über 50 cm und das, obwohl ich erst 4 Monate alt bin. Voller Hoffnung war ich also wirklich nicht. Und als man mich dann auch noch in einen Transporter mit ganz vielen anderen Hunden und Katzen, die alle fast genau so viel Angst hatten wie ich, verfrachtete, dachte ich mein letztes Stündlein hat geschlagen.
Und die Fahrt nahm und nahm kein Ende…. Nach einer halben Ewigkeit gingen die Türen auf, ich habe nicht viel sehen können, habe aber mitbekommen, dass ein paar Tiere ausgeladen wurden. Ich habe mir vor lauter Angst in die Transportbox gepupst – pfui Spinne hat das gestunken! Und es war mir sooo peinlich!!! Die Fahrt ging weiter. Dann gingen wieder die Türen auf. Diesmal stellte man mich auch nach draußen und …

Mein viertes Leben

… mein viertes Leben begann damit, dass es schlagartig dunkel wurde!

Ein riesengroßer Mann stand vor meiner Box und brummelte etwas in einer seltsamen Sprache. Um ihn herum hörte ich emsiges Treiben, aber ich konnte nichts sehen, der nahm mir komplett die Sonne – Panik machte sich breit in meinem kleinen Kopf! „¡ Mierda !“ Dann drängte ihn eine sanftere Stimme ein Stück zur Seite und sprach in einem ähnlichen kauderwelsch auf mich ein – glaubt mir, jetzt war ich völlig verwirrt.
Der Mann öffnete die Transportbox und half mir heraus – obwohl ich gar nicht so recht wollte, die Frau hakte schnell den Karabiner der Leine an mein Halsband und da blieb mir dann gar nichts anderes mehr übrig also mich meinem Schicksal zu stellen.
Jetzt sah ich auch den ganzen Trubel und wollte ganz schnell in meine Box zurück – aber die Tür war schon wieder zu – Leute, ihr glaubt nicht, was ich für eine Angst hatte – kurzfristig natürlich nur!

Mein neues Frauchen führte mich von dem Trubel weg und hielt mir irgendwas superleckeres vor die Nase… O.K. dachte ich: Henkersmahlzeit – und ließ es mir schmecken.

Dann guckte ich sie mir noch mal etwas genauer an – sie roch gut nach Hund… hatte Matsch an den Stiefeln… liebe Augen… aber einen festen Griff. Seltsam, … ihre Stimme klang … nett … und wow, die wusste genau was ich mag: SCHMUSEN!!!

Django am Strassenrand

Bild & Quelle: Stefanie Masur


Dann kam der Mann wieder… sprach irgendetwas und bückte sich zur mir herunter… ich bedankte mich artig dafür, dass er mich freigelassen hat und – ihr werdet es nicht glauben, dieser riesige Mann mit der tiefen Stimme wusste auch, wo das kraulen am schönsten für mich ist und war gaaanz vorsichtig.
Da habe ich ganz schnell meine besten Seiten hervorgeholt und beschlossen mich so unwiderstehlich zu zeigen, dass die gar nicht anders können als mich zu behalten.

Erst waren wir auf einer großen Wiese, und sie haben mir das schmutzige Fell ein bisschen abgewischt, dann haben wir einen kleinen Spaziergang gemacht – und dann musste ich schon wieder in ein Auto – oohjemine… ich hatte furchtbare Bedenken, aber die beiden waren echt geduldig. Nach dem ich mich vor lauter Aufregung noch mal schnell übergeben habe, war mir alles so egal, dass ich zwischen den Füßen meines neuen Frauchens im Fußraum eingeschlafen bin weil der Motor mich so schön in den Schlaf gebrummt hat. Hihihi, vielleicht auch, weil ihre Füße einen so wohligen Geruch verbreiten  ab und zu habe ich im Halbschlaf vorsichtshalber noch mal nachgesehen, ob das auch alles kein Traum war und habe geschlafen, bis ich geweckt wurde.

Ein Garten!

Na, dann mal los…
Hier ist einfach alles grün!? Und es riecht so ganz anders als ich es gewohnt bin… aber ganz viel nach Hunden, das muss ein gutes Zeichen sein!

Django auf der Terrasse

Bild & Quelle: Stefanie Masur


Diese Gartenpforte muss ich mir also merken, das ist leicht- 4 Stufen, am Haus vorbei und durch die Hintertür in den Keller. Wieso in den Keller???
Leine ab, auf den Arm (whow und das bei meinen 20 kg!) und ab in die Badewanne.

IN DIE BADEWANNE??? Hey, das hatte ich auf meinem Wunschzettel aber nicht angekreuzt! Igitt!!! Alles nass… und Seife … pfui! Wenigstens riecht sie nach nichts. Boah – und unterm Bauch? Und den Po auch??? Also Leute nun reicht es aber wirklich! Wie komme ich hier nur raus ohne jemandem weh zu tun? Druck! Sanfter aber stetiger Druck! Ne, klappt auch nicht, vom Regen in die Traufe.
Fertig?
Oh, abtrocknen ist lustig, aber schütteln macht noch viel mehr Spaß! Selber Schuld wenn jetzt überall Spritzer sind! … ach, das erklärt warum im Keller, gar nicht so dumm die Beiden.
Und was kommt jetzt? Wieder raus, um das Haus rum, 4 Stufen und durch die Vordertür… das ist ja klasse, so spare ich mir die lange Kellertreppe – so ein Hanggrundstück ist ja richtig praktisch!

Und wie es riecht

Oooohhh – hier riecht ja alles nach Hund – wunderbar *
Erst mal eine Kleinigkeit fressen und ganz viel trinken. Kann mich gar nicht erinnern, wann ich das letzte Mal etwas hatte. Bin völlig ausgetrocknet und… wie mehr gibt es nicht? Bauchweh? Hä? Woher will die wissen, wovon ich Bauchweh bekomme???!!!
Wieder raus? Jacke und Schuhe an heißt also rausgehen. O.K., das kann ich mir merken.

Man Leute, wartet doch bis ich von alleine zu euch komme, das mit dem gelockt werden ist schon so oft schief gegangen – ihr habt ja keine Ahnung! Aber von alleine komm ich gerne!!!

Na nu, ein Auto. Ohren hoch, aufpassen wer steigt denn da aus?
Ooohhh ist die niedlich eine ganz kleine süße Menschenoma die nach den gleichen Hunden riecht wie mein neues Frauchen – und lieb ist die auch – und redet mit mir – und die behalte ich auch! Die braucht bestimmt auch Schutz.
Und was ist das… HUNDE!!! Zwei große weiße, schöööön.

Und ein Menschenopa mit ´ner Brummstimme, zwar nicht so groß wie mein neues Herrchen, aber auch schmusefähig, den behalte ich auch!

Jackpot!

Sagt mal ehrlich, wenn ich nicht das große Los gezogen habe, dann weiß ich auch nicht!
Also Django benimm dich gut, damit die dich auch bloß behalten! Ganz viel schmusen, Hände stupsen, abschlecken, mit ihnen spielen und gut auf alle aufpassen! Ja, aufpassen kann ich sehr gut!
Die beiden großen weißen Rüden ignorierten mich völlig… na, besser als wenn sie mich verhauen würden dachte ich mir und passte immer ganz doll auf, dass ich auch ja sofort unterlasse was ich nicht soll wenn sie mich anbrummen. Der Spaziergang war nötig nach der langen Fahrerei und die Gegend ist superinteressant, hier riecht aber auch wirklich alles nach Hund, nach Wild, nach Katzen – nur an diese seltsame Sprache muss ich mich gewöhnen… was wollen die nur immer von mir? „¿ Qué es ?“ Am besten ich gucke, was die beiden großen Hunde machen und mache das nach, dann werde ich schon klar kommen.

Wieder im Haus. Ich darf offensichtlich überall hin, mal austesten was ich noch so darf. Schmusen während sie essen: nicht erlaubt, die großen Ärgern: nicht erlaubt, Nase auf den Tisch: nicht erlaubt … na, gut.

Der zweite Rüde geht mit Oma + Opa wieder weg, der andere bleibt hier… O.K., den muss ich also auch noch für mich gewinnen – das sollte doch gelacht sein, immerhin bin ich ein unwiderstehlicher Spanier mit einem ausgebildeten Selbstbewusstsein!

Die Nächte darf ich an Frauchens Bettseite verbringen, das ist klasse, wenn ich schlecht träume kann ich mir immer ganz schnell ein Küsschen holen um wieder einschlafen zu können – nur das man mich zur Nacht immer die Treppe hoch tragen muss ist doof. Aber noch mag (und soll) ich sie nicht gehen. Und hier oben kann ich eh besser auf die Beiden aufpassen.

Nachts Bescheid geben wenn ich muss: erlaubt!
Morgens ganz früh mit Herrchen schmusen bevor er zur Arbeit geht: erlaubt!
Nach der ersten Runde wieder zu Frauchen ans Bett: erlaubt!
Wenn ich nur nicht immer so lange nach dem großen – Franky heißt er weiß ich mittlerweile – rufen müsste, damit er auch hochkommt. Wie soll ich denn da unten auf ihn aufpassen wenn ich noch nicht alleine die Treppe gehen kann. Das verkompliziert die Sache ungemein, das passt mir gar nicht.

Nun denn am ersten richtigen Tag habe ich dann erst mal so viel Fressen vernagelt wie ich nur konnte. Leider hat mein Frauchen wieder alles in kleine Portionen aufgeteilt – was die immer mit den Bauchweh hat – sind doch meine Bauchweh, kann ihr doch egal sein.

Wald kann ich empfehlen

Herrchen ist zur Arbeit und Frauchen, Franky und ich gehen in den Wald.

Django + Franky beim Gassigehen

Bild & Quelle: Stefanie Masur

  • Sitz! … Was will sie von mir?
  • Sitz! … Was das wohl bedeuten soll… … na, ich setz mich mal lieber hin und warte ab was passiert und was Franky macht. Warum bekomme ich denn jetzt eine Belohnung? Na, egal, irgendetwas wird schon richtig gewesen sein.
  • Nur mal so zwischendurch Leute, Wald kann ich wirklich empfehlen, hier riecht es jeden Tag anders und man entdeckt jeden Tag etwas Neues. Außerdem sind hier nicht so viele Menschen – denn Menschen sind mir nicht geheuer, man weiß nie, wie freundlich die letztendlich wirklich zu einem sind! – und ich kann mich in Ruhe an alles gewöhnen.
    Sitz! … Hä? … Sie drückt mir den Po vorsichtig runter, ich setze mich, bekomme ein Leckerchen…. Aaahhh „Sitz!“ heißt ich soll mich auf meinen Popo setzen! Das ist leicht, das kann ich mir merken.

    Ich darf zwar an der Flexileine ein Stückchen vor laufen, aber ich halte mich lieber immer ganz dich bei ihrem Bein und max. bis zu Franky auf – schließlich kann ich in dieser seltsamen Sprache nicht nach dem Weg fragen wenn ich mich ausversehen verlaufe. Und außerdem kann ich so viel besser auf die Beiden aufpassen solange Herrchen zur Arbeit ist! In der Wohnung bleibe ich auch immer am besten ganz dicht bei ihr, man weiß ja, das die meisten Gefahren und Unfälle im Haushalt lauer. Und da mich Franky noch ignoriert habe ich eh nichts anderes zu tun. Tischbeine ankauen ist ja leider nicht erlaubt, Schuhe fressen auch nicht, aber Kaminholz darf ich mir nehmen, das ist gut, mir jucken doch die Milchzähne so und das Hundespielzeug ist da einfach nicht hart genug und geht auch viel zu schnell kaputt.

    Nachmittags kommt immer Oma mit Lemmy – so heißt der zweite Rüde – ich soll mich an die beiden Gewöhnen. Dabei ist das gar nicht nötig, habe die längst adoptiert, Oma habe ich auch schon im Sturm erobert, nur Lemmy macht noch einen großen Bogen um mich… hey ich bin zwar selbstbewusst und habe als es mir zuviel wurde mal im Affekt zurückgeknurrt, aber ich bin doch nur ein Baby, das kann er doch nicht so ernst genommen haben…, na, den werde ich auch noch für mich einnehmen, das wäre doch gelacht! Und dann beschütze ich sie A L L E !

    Abends wenn Herrchen von der Arbeit kommt brauche ich immer ein klein wenig Zeit weil ich über Tag vergessen habe wie groß er ist und wie brummig seine Stimme und das er ja leider ein Männchen ist… mit Männern ist das so eine Sache müsst ihr wissen. Hier gibt es leider auch wie in Spanien Männer in Arbeitskleidung mit Plastiksäcken, Männer mit großen Besen und … ach lassen wir das. Mein Herrchen schafft es immer in kürzester Zeit mich davon zu überzeugen, dass er ganz anders und supertoll ist! Und vor allem brauche ich bei ihm nicht so doll aufpassen beim Spielen, der kann richtig was ab, das ist super!!! Bei Frauchen muss ich immer ein bisschen aufpassen, aber das ist schon O.K., sie ist ja nur ein Mädchen. Aber man kann ihr prima das Zopfband klauen und in die langen Haare beißen 

    Und jetzt „Platz“!

    Gestern habe ich gelernt, was „Platz“ heißt. Ich muss mich auf den Bauch legen und liegen bleiben bis ich mein Leckerchen bekommen habe – wobei, ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie nicht vielleicht wollte, dass ich noch darüber hinaus liegen bleibe – das werde ich heute in Ruhe austesten. Da ich bereits begriffen habe was „Nein“, „Prima“, Super“, „Toll“, und „Nase vom Tisch“, „Django komm“ heißt, sollte das ja auch noch zu schaffen sein.
    Am Wochenende wollen wir mit Herrchen zusammen „unter Menschen“. Was auch immer das genau heißt … damit ich meine Beklemmungen verliere. Was zum Kuckuck sind Beklemmungen???

    Kinder, überall Kinder!

    Gerade eben sind wir dem Waldkindergarten begegnet – ich habe Franky ganz schnell gewarnt und bin zurückgeblieben, aber der wollte nicht auf mich hören, hat sich sogar hingelegt als die Kinder auf ihn zukamen, und die hatten alle Stöcker in der Hand, ich habe mir wirklich alle Mühe gegeben ihn zu warnen, aber er ist einfach liegen geblieben und dann… dann haben die ihm ganz lieb ihre Hände gezeigt, ein Kind nach dem anderen und ihn ganz vorsichtig gestreichelt??? Das habe ich ja noch nie erlebt!!! Na gut, dann habe ich mir das auch ein bisschen von dichterem angesehen und siehe da, es ist tatsächlich gar nichts Schlimmes passiert. WOW!!! Aber anfassen lassen habe ich mich vorsichtshalber noch nicht. Vielleicht nächstes Mal.

    Und dann oh Schreck mitten beim spielen mit Franky auf dem Rückweg (jaaaa, er spielt mittlerweile mit mir, zwar nur wenn er will, aber das wartet mal ab, das änder ich auch noch  ) ist Frauchen der Griff der Flexileine aus der Hand gerutscht! Ich habe mich so erschreckt und bin natürlich weggelaufen, weil das klapperige Teil auf dem steinigen Waldweg fiesen Lärm machte und vor allem immer hinter mir her kam, ich wurde das ja nicht los. Aber Frauchen ist ganz cool geblieben, langsam und lieb hinter mir her, hat mir lachend erzählt, das gar nichts los ist und da dachte ich, wenn ich zur ihr zurücklaufe wird das sicher gleich in Ordnung kommen. Und Tatsache, war eigentlich gar nichts los.

    Eigentlich habe ich in den letzten Tagen noch so viel mehr erlebt und gelernt, z. B., dass ich mich erst setzen muss bevor ich die Leine anbekomme. Dass ich einen tollen großen Garten habe in dem ich ohne Leine spielen und Toben kann und sooo viel zu entdecken habe. Ich habe Franky gezeigt, wie man Regenwürmer findet, und das man die essen kann, das unter der Borke von Holzstücken Krabbelfiecher zu finden sind die Proteinreich sind und gar nicht so schlecht schmecken. Ich weiß das ich nicht an sein Napf darf und das ich bei Tisch nicht betteln darf und noch allerhand anderes. An Autos und Busse und LKWs muss ich mich noch gewöhnen, aber ins Restaurant durfte ich schon mit, weil ich schon so lange anhalten kann und… und… und…

    Aber jetzt bin ich echt müde und das muss euch reichen! Außerdem habe ich keine Zeit mehr, es gibt noch so viel zu entdecken und zu lernen und ich brauche meine Energie um groß und stark zu werden, damit ich auch auf alle aufpassen kann – das kann ich nämlich am besten – nach Schmusen und schlappern sagt Frauchen.

    Lieber Gruß euer Django *

    Ein Gastbeitrag von Stefanie Masur

    Alle Beitragsbilder & Quellen: Stefanie Masur