Familie B. hat sich vor einiger Zeit einen Mischlingswelpen gekauft und ist sehr glücklich mit „Mogli“. Ein Problem gibt es jedoch: Mogli ist sehr bellfreudig im Garten. Sobald er rauskommt, geht es auch schon los. Die Familie bekommt das Gebell des jungen und ungestümen Hundes einfach nicht in den Griff. Bisher hilft auch der Gang in die Hundeschule nichts. Alles und Jeder wird angebellt, vor allem aber der Nachbar der Familie, Herr K. Der alleinstehende Herr hat von Anfang an eine Antihaltung gegen das Tier, was dieses natürlich auch merkt. Wenn der Hund Herrn K. nur sieht, wird er ganz wild. Herr K. fühlt sich durch den Hund stark gestört und schon gar nicht mehr wohl im eigenen Garten. Immer öfter kommt es zu Diskussionen am Gartenzaun. Beide Parteien sind unglücklich mit der Situation, schließlich will man sich wohlfühlen, wenn man in den eigenen Garten geht und man hat sich ja auch mal gut verstanden. Doch die Gespräche werden immer unerfreulicher und führen zu nichts.

Was kann man noch tun?

Was kann man noch tun, fragt sich Herr K. Er hat sogar schon mit dem Gedanken gespielt, zum Anwalt zu gehen, da das Gebell seiner Meinung nach absolut unzumutbar ist.
Doch würde ein Gerichtsverfahren wirklich weiterhelfen? Selbst wenn Herr K. Recht bekäme, würde die Situation mit den Nachbarn nach dem Prozess vermutlich nicht viel besser, da sich die Fronten durch einen Prozess nur noch mehr verhärten würden. Von einem Wohlfühlen im eigenen Garten könnte Herr K. danach vermutlich nur noch träumen.
Von einer Bekannten bekommt Herr K. den Tipp, es mal mit einer Mediation zu probieren. Es kostet ihn etwas Überwindung, den Nachbarn diesen Vorschlag zu unterbreiten, aber überraschender Weise finden diese die Idee gar nicht so schlecht und es wird ein Termin mit einer Mediatorin vereinbart.

Die erste Sitzung

In der ersten Sitzung dürfen erst einmal alle Beteiligten die Situation aus ihrer Sicht schildern. Hierbei geht es anfangs recht emotional zu. Danach wird die Frage geklärt, was Mediation überhaupt ist und ob alle Beteiligten dazu bereit sind. Im Anschluss hieran werden die Regeln der Zusammenarbeit und die Themen, über die man in der Mediation sprechen möchte, festgelegt. Die Beteiligten einigen sich auf die Themen Hundegebell und Umgang miteinander.

Einblicke in die Gedankenwelt des anderen

In den folgenden zwei Mediationsitzungen hift die Mediatorin den Beteiligten dabei, herauszufinden, was ihnen in der Situation wichtig ist, was ihre jeweiligen Bedürfnisse sind. Herr K. erfährt, wie sehr die Familie B. ihren Mogli liebt und wie peinlich ihnen das Gebell ist, das man es aber bisher einfach nicht in den Griff bekommt. Die Familie, insbesondere Frau B. leidet sehr unter dem gestörten nachbarschaftlichen Verhältnis und hat schon immer häufiger Übelkeit, wenn sie den Garten nur betritt. Die Familie wünscht sich einen unkomplizierten und netten Umgang mit dem Nachbarn und eine Entspannung der Situation rund um Mogli.

Familie B. erfuhr, dass Herr K. panische Angst vor Hunden hat, weil er einmal gebissen wurde und dass seine Antihaltung gegenüber dem Tier deshalb so groß ist. Er bekommt schon Angst, wenn er Moglis Gebell nur hört, er kann sich nicht erklären, warum der Hund so auf ihn reagiert. Er möchte einfach wieder angstfrei durch den Garten laufen können. Auch er betont, wie sehr ihm daran liegt, dass das Verhältnis wieder so gut wird wie früher und dass ihn die derzeitige Situation sehr belastet.

Wie mit dem „Bellproblem“ umgegangen werden kann

Die Mediatorin hilft den Nachbarn dabei, eine Lösung zu entwickeln, in der die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt werden. So einigt man sich darauf, dass Familie B. mit einem Hundetrainer zuhause mit Mogli übt und dass man das so gegen das Gebell angeht. Bis das „Bellproblem“ gelöst ist, wird Mogli nicht mehr länger als 5 Minuten am Stück in den Garten gelassen – und das auch nur, wenn Herr K. nicht zeitgleich im Garten ist. Sobald Herr K. in seinen Garten möchte, wird Mogli reingeholt. Herr K. erklärte sich dazu bereit, zu ein paar Sitzungen mit dem Trainer hinzuzukommen und auch öfter mal die Familie bei Spaziergängen zu begleiten, damit Mogli sich an ihn gewöhnt und nicht mehr bellt, sobald er ihn sieht. Zur Wiederherstellung des Friedens möchte man künftig öfter gemeinsame Grillabende verbringen – vorerst ohne Mogli.

Ein Gastbeitrag von Christina Wenz

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