Hundefriseure gibt es in Deutschland wie Sand am Meer. Und leider auch viele, die es nicht wirklich gut können. Ja, ich muss heute mal die Tatsachen auf den Tisch legen und die Wahrheit aussprechen: Leute, versteckt Eure Hunde, sonst blüht euch einiges. Aber gleich mehr dazu.

Was ist ein Hundefriseur?

Wir wollen doch erst einmal festlegen, was ein Hundefriseur ist. Nun, da wären wir schon beim ersten Problem: es ist schon mal kein Ausbildungsberuf in Deutschland, also kann sich jeder eine Schermaschine und Scheren kaufen, sich einen Raum einrichten mit Wanne, Tisch und Fliesen, sich ein Schild an die Tür hängen mit „Hundestübchen Rosie“ oder so ähnlich, und tadaaaa, man ist Hundefriseur. Bestenfalls hat man einen Hundefriseur-Kurs belegt. Ja, ich weiß, in Deutschland kaum vorstellbar, dass man machen kann, was man will. Aber als Hundefriseur darf man es! Es gibt niemanden, der einen kontrolliert, naja vielleicht irgendwann das Finanzamt :).

Wie wird man das?

Wenn es also kein Ausbildungsberuf ist und es auch keine Standards dafür gibt, wie wird man denn dann Hundefriseur? Nun, es gibt einige Hundefriseur-Schulen, bei denen man einen 4 Wochen Kurs belegen kann. Das kostet dann so um die 3500 Euro oder mehr, man bekommt ein hübsches Zertifikat und los geht’s. Dauert ein richtiger Ausbildungsberuf in Deutschland ca. 3 Jahre ist man also nach wenigen Wochen schon ausgebildeter Hundefriseur? Finde den Fehler! Genau das ist das große Problem. Ich arbeite seit ca. 2,5 Jahren als Hundfriseurin, und habe in dem Hundesalon, wo ich heute arbeite, meine langjährige Ausbildung gemacht. Ich lerne jeden Tag wieder neu dazu, weil das Thema Hundefell so komplex ist, dass man immer wieder neue Rassen auf dem Trimmtisch stehen hat. Ich hätte mir nicht vorstellen können nach einem 4 Wochen Kurs einen eigenen Hundesalon aufzumachen.

Ich habe mich erst nach 9 Monaten sicher im Umgang mit den Hunden und der Schere gefühlt. Und mal davon abgesehen, beherrscht man nach so kurzer Zeit nicht alle Rassen und Fellsorten.

Hundefriseurin Franziska Knabenreich mit den Scheren und ihrem Hund

Bild & Quelle: Franziska Knabenreich


Es gibt viele Hundefriseure, die leider nur Abscheren beherrschen und dann gnadenlos alles abscheren, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Wenn man also einen Terrier hat, der per Hand getrimmt werden muss, und man bei einem abscherwütigem Hundefriseur landet, dann bekommt man ein kahl geschorenen Hund zurück, dessen Fell für immer zerstört und ruiniert wurde. Alle Fellsorten, bis auf das einschichtige Fell, dürfen nicht abgeschoren werden, sonst wird die Fellstruktur für immer zerstört. Und genau das weiß ein guter Hundefriseur.

Es sollten euch also sofort die Alarmglocken klingen, wenn jemand euren Hund abscheren will.

Aber nicht nur das umfangreiche Wissen über alle Fellsorten und wie man diese am besten pflegt, sondern auch der behutsame und sichere Umgang mit den Hunden ist wichtig. Anschreien oder gar den Hund schlagen zeichnen einen guten Hundefriseur jedenfalls nicht aus. Es gibt sogar Geschichten, dass Hunde mit Medikamenten ruhig gestellt wurden, damit der Hund nicht so zappelt. Oder verletzte Hunde, die mit der Schermaschine oder der Schere schlimm geschnitten wurden. Ist aber alles nur Hörensagen.

Hunde lieber Bürsten statt Abscheren

Bild & Quelle: Franziska Knabenreich

Wie geht ein guter Hundefriseur vor?

Ein guter Hundefriseur nimmt sich Zeit für euch und euren Hund, denn gerade das erste Kennenlernen ist wichtig. Nicht jede Rasse ist gleich, und jeder Hund ist anders! Ein Hundefriseur, der was von seinem Handwerk versteht, erkennt sofort, welche Fellstruktur der Hund hat und wie dieses Fell gepflegt werden muss. Gerade bei den Mischlingen gibt es sehr viel zu beachten, da das Fell oft getrimmt werden kann.

Hundefriseur - vorher - nachher

Bild & Quelle: Franziska Knabenreich

Fragen sind erlaubt

Scheut euch nicht den Hundefriseur zu fragen, was er genau macht, denn nicht immer darf man mit dabei sein.

Oft fühlt sich der Hund wohler, wenn seine Besitzer nicht dabei sind, dieses Phänomen können wir jeden Tag bei uns im Hundesalon beobachten.

Schaut euch auch ruhig auch den Salon richtig an. Oft behalten viele Hundefriseure die Hunde über mehrere Stunden bei sich und sperren sie dann in kleine Käfige ein. Im Idealfall bleibt der Hund nur so lange im Hundesalon, wie die Pflegebehandlung dauert.

Oberste Maxime: Den Hund respektieren

Wenn sich ein Hund zum Beispiel partout nicht fönen lassen will, sollte man das respektieren und den Hund nicht sinnlos unter Stress setzen und ihn auf Teufel komm raus fönen. Auch Fönboxen, in denen ein Hund fixiert wird, werdet Ihr bei einem guten Hundefriseur nicht finden, denn dort leiden die Hunde ungeheuren Stress. Es ist in der Tat sehr schwer einen guten Hundefriseur zu finden, der nicht abschert und sich mit allen Fellsorten und Hunderassen auskennt, der einen schönen Schnitt per Hand schneiden kann und den individuellen Charakter eures Hundes heraus stellt. Auch sollte er einen Hund enthaaren können ohne das dieser hinterher noch haart, er sollte mit ängstlichen Hunden genauso gut umgehen können, wie mich frechen und aggressiveren Hunden. Das Wichtigste ist, dass sich Euer Hund und Ihr Euch wohlfühlt und das Fell Eures Hundes entsprechend richtig behandelt wird.

der Hundefriseur macht aus ihm einen gepflegten Hund

Bild & Quelle: Franziska Knabenreich

Ein Gastbeitrag von Franziska Knabenreich

Alle Bilder & Quellen: Franziska Knabenreich