Wie so oft, möchten wir bei Issn‘ Rüde Euch ins Universum spannender, neuer Hundebücher einführen. Heute an der Reihe: „Aus dem Leben eines Rüden“ von Sören Emmzwoaka.

Um es vorab zu sagen: Ein Buch zum Grinsen. Nicht ernst gemeint, dafür mit gewitztem Sprachfluss.

Ein Hans Rath („Man tut, was man kann“) der Hundeliteratur.

Um was gehts?
Deutsch-Drahthaar Moritz versucht sich als Hunderatgeber und beschäftigt sich dabei mit grundlegenden Lebenskonzepten und -fragen, wie z.B.

  • Was können Hunde im Schlaf?
  • Wer ist der letzte natürliche Feind des Hundes und wo findet man ihn?
  • Wo lassen Berufstätige tagsüber ihren Vierbeiner?
  • Warum gibt es keine Katzensteuer?
  • Womit kann man Hunde bestechen?

Diese Fragen und noch einige mehr werden in 25 satirischen Kurzgeschichten beantwortet. Alles streng aus der subjektiven Perspektive des Herrchens eines unkastrierten Rüden :).

Finalshit

Abends muss der Hund noch mal vor die Tür. Zartbesaitete Gemüter nennen das Abendtoilette, bei uns heißt das Unterfangen schlicht „Finalshit“. Die Bedeutung der beiden Begriffe und ihrer Kombination setze ich als bekannt voraus.

In der Theorie ist der „Finalshit“ ganz easy. Man führt den Hund zum Grünstreifen seines Vertrauens, lässt ihn dort sein Geschäft verrichten und schlendert mit seinem um etwa 200 Gramm erleichterten Vierbeiner wieder zurück ins heimische Wohnzimmer.

In Wahrheit steht aber bereits die Planung des „Finalshits“ auf tönernen Füßen. Da man nie wissen kann, ob der letzte Spaziergang des Tages nun 30 Sekunden (passt in eine Werbepause) oder 30 Minuten (passt nicht in eine Werbepause) dauert, drohen die Fernsehzuschauer unter den Hundebesitzern bei komplexeren Filmstoffen stets den Anschluss zu verlieren, wenn sie in den Pausen vor die Tür gehen. Aus reiner Vorsicht empfehle ich daher seit Jahren Ben-Stiller-Filme. Da findet man eigentlich immer wieder hinein.

Nicht nur Hollywood macht einfach weiter, während man mit seinem Hund draußen ist. Auch der FC Hollywood wartet nicht auf beschäftigte Halter mit trödelnden Hunden. Ich habe da meine eigenen Erfahrungen gemacht: In einem Fall habe ich Fußballspieler mit einem 1:0 in die Halbzeitpause verabschiedet und sie erst beim Stand von 1:4 wiedergesehen. Auch die Zeitlupen waren bereits gelaufen. Ich zweifele an meinem Hund, wenn er für seinen Treffer so lange braucht wie andere für vier.

Fußballergebnisse sind nicht das Einzige, was sich im Verlaufe eines handelsüblichen „Finalshits“ ändern kann. Auch die Temperatur eines Feierabendbiers nimmt keine Rücksicht auf den auswärtigen Trinker und steigt dramatisch. Natürlich klingelt auch das Festnetztelefon nach monatelanger Funkstille genau in dem Moment, wenn man gerade außer Reichweite ist.

Vor einem „Finalshit“ empfiehlt es sich daher, alle verbliebenen Abendtermine abzusagen.

Terminfreiheit ist allerdings noch lange keine Garantie für eine gelungene Aktion. Zwar wird der Eintritt des gewünschten Ereignisses immer wahrscheinlicher, je länger Hund und Herrchen auf der Straße sind, das gilt aber leider auch für viele ungewollte Ereignisse wie Hagel, die Begegnung mit einem unbeleuchteten Kampfradler oder den Auftritt des ungekämmten Nachbarshundes.

Mancher soll schon den Jahreswechsel oder seinen Hochzeitstag über den „Finalshit“ verpasst haben.

Wer nicht aufpasst und weder einen Müsliriegel noch eine kleine Wasserflasche mit sich führt, kann leicht in körperliche Nöte geraten. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, sind Hunger und Durst des Hundes doch überhaupt erst der Grund dafür, dass ein „Finalshit“ ansteht.

Trotzdem führt am „Finalshit“ kein Weg vorbei. Der Hund mag so tun, als müsste er nicht raus. Glauben Sie ihm kein Wort. Ihr Vierbeiner weiß schlicht, dass er am längeren Hebel sitzt. Wenn Sie abends nicht mit ihm rausgehen, wird er Sie eben nachts aus dem Bett treiben. Dann ist es etwas dringender und der „Finalshit“ dauert vermutlich nur 30 Sekunden. Die werden sich aber anfühlen wie 30 Minuten.

Wachhund

Bestechung ist ein großes Thema in der Wachhundebranche. Gewiefte Einbrecher versuchen wachsame Vierbeiner mit ein paar Scheiben Fleischwurst freundlich zu stimmen oder unter Beimischung weiterer Zutaten sogar zu betäuben. Es gibt Hunde, die nehmen einen Fremden mit Wurst in ihrem Revier zwar wahr, vergessen aber bald sowohl den Teil mit dem Fremden als auch jenen mit dem Revier und interessieren sich nur noch für die Wurst. Ist diese vertilgt, kann durchaus der Gedanke daran zurückkehren, dass der Wurstspender hier doch gar nicht hingehört, aber dann ist es meist zu spät. Der Vierbeiner muss erkennen, dass man ihn ausgetrickst hat und er sich in der Abstellkammer hinter einer verschlossenen Tür befindet. Draußen räumen die Kriminellen in aller Ruhe die Bude aus.

Moritz könnte das niemals passieren. Einbrecher mit Wurst bekommen bei ihm höchstens mildernde Umstände im Vergleich zu Dieben ohne Wurst. Dafür bekommen Einbrecher, deren Wurst verdächtig nach einer unbekömmlichen Beimischung riecht, eine extra harte Strafe. Auf einen Richterspruch würde Moritz dabei nicht warten. Was gibt es schon zu diskutieren, wenn man einen Einbrecher auf frischer Tat ertappt hat?

Moritz‘ Urteil läuft vermutlich auf Bisse in Hände und Beine hinaus, womit er sich erkennbar am Rechtssystem Saudi-Arabiens orientiert.

Dort zielt die Bestrafung zum Beispiel eines Diebes durch Amputation der Hand schließlich auch auf das ausführende Körperteil ab.

Moritz ist die fleischgewordene Version einer stillen Alarmanlage mit eingebauter Plausibilitätsprüfung. Betritt eine Person die Wohnung, berücksichtigt er Uhrzeit, Art des Zutritts, Anzahl der bereits in der Wohnung befindlichen Menschen, Schrittmuster und Stimmfarbe. Sollte sich eine Person nachts Zutritt zur Wohnung verschaffen, in der bereits Herrchen und Frauchen schlafen, dabei keinen klimpernden Schlüssel benutzen, was vielleicht ein Verwandter in einer Notfallsituation tun würde, und seine ehrlichen Absichten nicht verbal kundtun, so ist er vermutlich als Wachhund gefordert. Mit einem letzten Kontrollblick um die Ecke stellt Moritz sicher, nicht aus Versehen einen Hundesitter, Hausfreund oder Gast in seine Schranken zu weisen und schreitet zur Tat.

Ich kenne Hunde, die differenzieren kaum zwischen Freund und Feind, Tag und Nacht oder Hausrecht und Einbruch: Sie bellen einfach immer, sobald sich eine Person dem Haus nähert. Dies hat sicher einen prophylaktischen Effekt. Wenn ich ein Einbrecher wäre, würde ich den Weg des geringsten Widerstands gehen und mir ein Ziel ohne Hund suchen.

Wenn man das jetzt noch versicherungsmathematisch unterfüttern könnte, müsste Hundebesitz zu einem Tarifierungsmerkmal werden und analog zur Garagennutzung in der Kaskoversicherung die Versicherungsprämie für die Hausratversicherung reduzieren.

Fazit

Eine Hundebuch, das richtig Spaß macht zum Lesen! Für Freunde des dezenten Humors sehr gut geeignet.

Insbesondere die Länge der Geschichten eignet sich für ein Zwischendurch-Lesen.

Wo kriege ich das Buch her?

Das Buch „Aus dem Leben eines Rüden“ von Sören Emmzwoaka ist beim BoD-Verlag (ISBN 978-3-7392-2760-3) erschienen und bei Amazon & Co erhältlich, so z.B. hier. Das Taschenbuch kostet 5,99 Euro, die Kindle-Edition 1,99 Euro.

Bild & Quelle: BoD-Verlag, via Sören Emmzwoaka