Dieser Beitrag dreht sich tatsächlich nicht um meinen von mir geliebten Hund, sondern betrifft mich ganz persönlich. Ich studiere Tiermedizin.

Sobald ich dies neuen Bekanntschaften gegenüber erwähne, bekomme ich immer eine dieser drei Reaktionen:

  • Entweder wird mir sofort vom eigenen Haustier erzählt und das dazugehörige Foto gezückt – wie viele Bellos, Fiffis, Schnuffis und Felixes ich inzwischen vom Hörensagen kenne, kann ich gar nicht mehr zählen. Diese Reaktion nervt mich weniger als dass sie mich amüsiert.
  • Was mich dagegen dann langsam wirklich stört, ist, dass ich zu dem betreffenden Tier gleich die aktuelle Krankengeschichte mitgeliefert bekomme und sofort eine Diagnose stellen soll. Liebe Leute: a) ich bin TiermedizinSTUDENT und bin schlichtweg in den meisten Fällen einfach noch nicht dazu in der Lage, eine Diagnose abzugeben b) darf ich das auch gar nicht c) auch ein fertig ausgebildeter Tierarzt wird euch keine Ferndiagnose stellen, ohne dass er das Tier gesehen hat.
  • Was mich allerdings am meisten nervt, ist folgende Aussage: „Da verdienst du ja mal richtig Kohle!“

Als Tierarzt Kohle verdienen?

Dieser Satz und seine Abwandlungen davon ärgern mich am meisten. Ja, ich hoffe irgendwann als Tierarzt einmal so viel zu verdienen, dass ich gut davon leben kann, schließlich studiere ich auch fünfeinhalb Jahre lang – und es ist kein einfaches Studium – und trage später auch jede Menge Verantwortung, schließlich können falsche Entscheidungen meinerseits zum Tod eines Lebewesens führen. Was vielen Leuten aber gar nicht bewusst ist: Als angestellter Tierarzt verdient man bei weitem nicht so gut, wie sich das die meisten Tierbesitzer vorstellen und als Anfangsassistent ist das Gehalt sogar noch geringer. Vor ein paar Jahren erschien in der FAZ ein Artikel über die Gehaltssituation der Tierärzte mit dem bezeichnendem Titel: „Dann geht man eben nachts putzen!“.

Soviel verdient ein Tierarzt

Die Gehaltsempfehlung für einen Anfangsassistenten des Bundesverbandes praktizierender Tierärzte liegen mittlerweile bei 2200 Euro Brutto. An einem Rechenbeispiel hat die Tierärztin und Bloggerin Dr. med. vet. Christina Lauer verdeutlicht, was das eigentlich bedeutet. Zusätzlich muss man sagen, dass die 2200 Euro auch nur eine Empfehlung sind, an die sich viele Arbeitgeber nicht halten. Um fair zu bleiben, muss man natürlich auch den Standpunkt der Praxisinhaber bedenken: Direkt nach dem Studium fehlt den Anfangsassistenten einfach noch die Erfahrung und sie müssen eingelernt werden. Ein faires Modell für beide Seiten wäre dann zum Beispiel eine festgesetzte Gehaltssteigerung nach der Einarbeitungszeit. Also, wenn mir jemand nochmal ein schlechtes Gewissen damit machen will, dass ich ja als Tierärztin später „soooo viel“ verdiene, verweise ich ihn mittlerweile einfach auf einschlägige Gehaltsportale.

Noch nicht überzeugt? Hier kommen die Zahlen, Daten, Fakten…

Zum Vergleich habe ich euch zwei Tabellen rausgesucht, die ihr euch gerne auch mal ansehen könnt. Übrigens kenne ich persönlichen keinen einzigen Tierarzt, der eine 40 Stunden Woche hat. In der Regel geht es eher gegen 60 Stunden/Woche plus Nacht- und Notdienste.

Ein Faktor, den ihr vielleicht auch noch bedenken solltet und der nicht ganz unbeteiligt daran ist, dass Tiermediziner ein 4-fach höheres Suizidrisiko als andere Berufe haben.

Gehaltstabelle Tierarzt

Gehaltstabelle Fachverläufer

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