Ich bin mit einem Hund aufgewachsen. Als ich geboren wurde, war der Hund schon da. Ein Bordercollie, den meine Mutter von ihrem Chef, einem englischen Offizier, der nach England zurück versetzt wurde, geerbt hatte. Trotzdem entwickelte ich im Alter von 7 Jahren eine massive Hundeangst. Was war geschehen?

Ein Rehpinscher hatte mich in die Wade gebissen. Fortan ging ich allen Hunden aus dem Weg. Wechselte sogar die Straßenseite. An dem Hund meiner Schwiegereltern, der in einer Hundehütte sein Leben fristete, ging ich nur mit einem Stock in der hand vorbei.

Ich war der irrigen Auffassung jeder Hund springt mich an, jeder Hund beißt mich.

Ich hatte keine Ahnung, dass der Hund kommuniziert, mir und seinen Artgenossen Signale zeigt, durch die man ihn einschätzen kann.

Woran erkennt man, dass Hunden etwas suspekt ist

Ein Signal, dass bei allen Hunden sichtbar ist, ist das Züngeln. Der Hund fährt sich mit der Zunge über die Schnauze. Damit zeigt er an, dass ihm etwas suspekt ist. Weitere Signale sind u.a. einen Bogen laufen und erstarren.

Das Knurren ist schon eine rot-gelbe Karte.

Auf das Knurren folgt das Beißen. Auch an der Körperhaltung kann man erkennen, wie ein Hund drauf ist. Die Rute ist zwischen den Hinterläufen eingeklemmt – der Hund hat Angst. Die Rute steht in die Höhe, die Ohren sind angelegt, das Gebiss gefletscht – dieser Hund steht kurz vor einem Angriff. Der Hund wedelt mit seinem Schwanz – hier haben wir ein freundliches Exemplar der Hundespezies vor uns. Viele Unfälle mit Hunden passieren, weil nicht auf die Signale und Körperhaltung der Hunde achtet werden.

Tipps für Eltern

Wichtigste Regel, die Sie Ihrem Kind vermitteln sollten, ist: niemals vor einem Hund davon laufen. Der Hund ist ein Beutetier und jagt alles was sich bewegt. Besser ganz ruhig stehen bleiben, nicht schreien, Arme nicht hochreißen, den Hund nicht angucken (anstarren empfinden Hunde oftmals schon als eine Bedrohung)
Lassen Sie Ihr Kind nicht zu jedem Hund hinrennen. Erst einmal den Besitzer fragen. Nicht jeder Hund mag angefasst und gestreichelt werden.
Wenn Sie selbst Angst vor einem Hund haben, zeigen Sie es nicht, sonst übertragen Sie Ihre Angst auf das Kind

Ein Hund riecht es, wenn Sie Angst haben. Sie schütten Stresshormone aus. Jetzt will der Hund genauer wissen, was das ist. Mit Hundeangst ziehen Sie einen Hund erst richtig an.

Machen Sie sich nie vor einem Hund klein. Zeigen Sie ihm, wer das Sagen hat!
Nehmen Sie Ihr Kind nicht hoch, wenn Sie einem Hund begegnen. Hier besteht durch unbewusst falsche Bestätigung ebenfalls die Gefahr, dass sich eine Angst entwickelt.

Vermeidung ist keine Lösung!

Sagen Sie zu Ihrem Kind nicht „der ist dreckig, der beißt“. Auch das führt zur Vermeidung von Kontakten zu Hunden.
Beobachten Sie den Hund erst einmal, wenn Sie sich nicht sicher sind.
Nähern Sie sich einem Hund immer von unten. Wenn Sie die Arme hochreißen vermutet ein verfressener Hund, dass Sie ein Leckerli in der Hand haben und springt Sie an, um es zu bekommen. Ein Hund darf nicht beim Fressen gestört werden. Sie möchten doch auch nicht, dass jemand über den Tisch greift und Ihnen Ihre Pizza vom Teller nimmt.
Man sollte einen Hund nicht ärgern. Ein Hund merkt sich das.
Niemals dazwischen gehen, wenn sich zwei Hunde streiten. Besser einen Gegenstand zwischen die Hunde werfen.

Tiergestütztes Arbeiten zur Überwindung

Wie ich meine Hundeangst überwunden habe? Bei einer Fortbildung traf ich eine Frau mit Hund, die tiergestützt arbeitete. Das wollte ich meinen Patienten auch anbieten. Ich fuhr zu einem Züchter, nur mal gucken und 6 Wochen später zog Ida, eine schokofarbene Labradorhündin bei mir ein: Ein Hundebaby, das Liebe und Wärme suchte und sich an mich kuschelte. Das genauso auf mich angewiesen war, wie ein Menschenbaby. Zwei Jahre später folgte ihre Gefährtin, die Golden Retriever Hündin Grace. Ich möchte beide nicht mehr missen.

Ein Gastbeitrag von Gabriele Voigt-Papke

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