Naja, vielleicht ist der Titel ein wenig überzogen, aber ich habe ja bereits in meinem Kommentar zum SternTV Beitrag zum Thema Rassehunde gewettert.

Heute mal die Betrachtung von der anderen Seite.

Hundeausstellungen sind toll

Ich bin absoluter Fan von Hundeausstellungen. Ganz ehrlich! Ich finde nicht, dass man mit seinem Hund jedes Wochenende an eine Ausstellung fahren muss, aber ich finde es ein, zwei oder gar dreimal im Jahr wirklich eine amüsante Sache.

Warum ich der Meinung bin, dass Hunde ausgestellt werden sollen? Es hilft (nicht in allen, aber in der Mehrheit der Fälle) der Zucht. Einerseits ist hier natürlich der Richterbericht zu nennen, also eine professionelle Meinung. Andererseits sind diese Ausstellungen auch soziales Schmiermittel, besonders für Züchter, Deckrüdenbesitzer und solche, die es werden wollen.

Man hat die Chance die Rüden und Hündinnen, die miteinander verpaart werden anzuschauen. Vielleicht ist der zehnfache Champion, CACIB und mehrfacher BOB Gewinner (jaja, die Geheimsprache der Aussteller) gar nicht der richtige Rüde für meine Hündin. Vielleicht ist es ja der Res. CAC, weil der die genau richtige Nasenlänge hat, oder nicht so grossrahmig ist, oder einfach ein ganz wunderbares Wesen zeigt.

Mehr Diversität in der Zucht

Ich bin der Meinung, dass wir in der Zucht weiter diversifizieren müssen, als immer nur DEN angesagten Champion, der schon zehn Hündinnen gedeckt hat, zur Zucht zu verwenden. Auch ein Hund, der vielleicht nur mit „sg“ bewertet wurde, sollte, wenn er die perfekte Bereicherung ist, als Zuchtrüde oder –hündin eingesetzt werden.

Vielleicht ist dieser ein toller Arbeitshund, das werden sie aber erst erfahren, wenn sie mit dem Besitzer gesprochen haben.

Oder er ist eben genau nicht Träger einer Krankheit, die in der Rasse vorkommt, oder was auch immer. Es fallen mir spontan zehn Gründe ein.

Was bringt es Champions untereinander zu verpaaren?

Ich bin je länger ich darüber nachdenke, umso mehr eine erklärte Gegnerin von reinen Championverpaarungen, die nur das Ziel haben, einen schönen Hund zu produzieren, der seinen Job nicht mehr wahrnehmen kann, aber in hohem Masse dem Standard entspricht.

Einen Rassehund kauft man sich ja genau aus dem Grund, weil man eher eine Vorstellung davon hat, wie der Hund sein wird, welche Arbeit er gern machen wird und warum genau diese Rasse in unser Leben passt.

Noch nicht Zucht-interessiert? Macht nichts…

Für diejenigen, die nichts mit Zucht am Hut haben, kann sich ein Besuch aber auch lohnen:

  • Einerseits für den eigenen Züchter, der einen Bericht über seine Nachzucht bekommt, vielleicht bei der nächsten Verpaarung auf andere Merkmale achten kann.
  • Aber natürlich auch, um mit anderen ins Gespräch zu kommen, nirgendwo kann man so ungeniert die Menschen auf ihre Hunde ansprechen, neue Hundefreunde kennenlernen und einfach mal einen ganzen Nachmittag nur über die eigene Rasse reden.

Ich persönlich finde es eine gute Sache, wenn der eigene Hund lernt vernünftig mit anderen durch den Ring zu laufen, sich von einer fremden Person anfassen zu lassen und ein bisschen geduldiger zu werden.

Es gibt wirklich schlimmere Lektionen.

Zähne zeigen!

Wenn ein Hund das gar nicht mag, dann darf man den Richter auch fragen, ob man die Zähne selber zeigen kann. Einem russischen Owtscharka würde ich nicht selbst die Lefzen hochziehen. Es sind meist beeindruckende Hundepersönlichkeiten, naja, die eigen sind, gepaart mit einem starken Gebiss nicht das, was ich nahe an meiner Hand haben möchte.
Allerdings habe ich bei den Ausstellungen, die ich besucht habe, immer darauf geachtet, dass es eine genügend grosse Aussenfläche gab, ausserdem haben wir pro Hund einen Menschen dabei.

Diejenigen, die in kleinen Käfigen aufgestapelt dasitzen und nur zwischendurch pinkeln dürfen, naja, die tun mir leid.

Natürlich ist nicht alles perfekt

Hier gibt es in meinen Augen grosses Verbesserungspotential, auch die Ausstellungen, die in grossen Hallen stattfinden und nur einen Minipieselplatz haben, meide ich grossräumig. Aber dem Gros der Hunde, behaupte ich, geht es gut. Die Atmosphäre in den Hallen ist meistens entspannt, es sind die Besitzer, die sich anfauchen, dauerjaulende Hunde hört man nicht.
Natürlich ist der Tag lang für die Hunde, aber sie sind die Hauptakteure und werden rundum betreut. Wenn meine Mum zur Ausstellung fährt, dann ist der Multivan voll, wie bei einem Umzug. Es fehlt an nichts, sogar BARF Futter in der Tiefkühltruhe ist dabei, die Ausstellungsspezialleckerli, bequeme Reisebetten (für die Hunde)… Die Liste ist endlos.

Ein grandioses Spektakel

Lotte fand es stets ein tolles Spektakel und war abends todmüde. Man sollte seinen Hund aber langsam daran gewöhnen, ein oder zwei Ausstellungen einfach so besuchen und wie immer, einfach etwas Positives daraus machen. Ausserdem bin ich ein grosser Fan von Rückzugsorten, eine Box oder ein grosser Käfig sind sehr praktisch, aber nicht, um den Hund darin zu parken. Unsere Hunde machen, wenn sie nicht gerade dran sind, Touren mit uns durch die Halle, stibitzen Leckerchen an den Ausstellungsständen und freuen sich über Streicheleinheiten und die Aufmerksamkeit.
Lady, unsere grosse Schweizer Sennhündin wirft sich für Ausstellungen in Pose, sie liebt die Bewunderung, wenn es keine Mindestanforderung wäre, die vier Pfoten auf dem Boden zu halten, dann würde sie winken, wie Queen Elisabeth. Im normalen Leben läuft sie, wie ein Hofhund und wäre auch nicht dazu zu bewegen ihre Läufe zu schwingen.

Als Besitzerin von Kurzhaarrassen kann ich wenig zu den Frisuren der langhaarigen Exemplare sagen, aber auch hier bin ich vermutlich eine Vertreterin einer jüngeren Generation und der Meinung, dass die Frisur ordentlich sein muss.

Über Pudelbesitzer, die hektisch noch die letzten Härchen in die richtige Form bringen, kann ich nur schmunzeln.

Man kann es auch übertreiben, zum Glück wurden Galgen, Puder und Spray von Ausstellungen in der Schweiz verbannt. Der Hund soll bewertet werden, schick gegroomt und gut gebürstet, das finde ich wichtig. Vielleicht sollten sich manche Aussteller einfach wieder in Erinnerung rufen, dass diese Frisuren irgendwann einmal als Arbeitsfrisuren gedacht waren. Wenn mir dann allerdings auf einem ordinären Spaziergang eine Ausstellerin entgegenkommt und ihre Hunde nicht spielen lässt, weil sie frisch gegroomt sind, dann stehen mir die Haare zu Berge.

Mein Rat

Einfach mal hingehen, anschauen und mitmachen!

Ein Gastbeitrag von Alica Junker, von „Ein Beagle namens Lotte

Beitragsbild & Quelle: pruzi / Pixabay / creative commons public domain