Wandern liegt im Trend. Kein Wunder, denn vieles spricht dafür: Der Aufenthalt in freier Natur ist ein idealer Ausgleich zum Berufsalltag und stärkt die Gesundheit. Auch wir sind diesem Trend erlegen, obwohl wir uns zugegebenermaßen bereits seit einigen Jahren zu den Alpinisten zählen. Folgendes solltet ihr beim Wandern mit Hund beachten:

 

Wandern mit Hund birgt ein gewisses Risiko

Immer wieder gibt es Meldungen wie diese, die wandernde Hundehalter wach gerüttelt:

  • In Nordtirol hat eine Kuhherde eine Wanderin mit Hund angegriffen und tödlich verletzt.
  • Am Watzmann attackiert ein Steinbock einen Bergsteiger mit Hund.

Ziel der Attacken laut Experten: der Vierbeiner. Wanderer mit Hunden leben scheinbar gefährlich(er) wie diese zwei Fälle zeigen.

Aber auch durch mangelnde Vorbereitung und falsche Annahmen über die Anforderungen einer Wanderung kann der Berg-Trip zur Gefahr werden.

Nachfolgend findet ihr einige Tipps und Erfahrungswerte, was ihr auf euren gemeinsamen Wanderungen im Gebirge beachten solltet, damit sie zum Vergnügen und nicht zum Desaster werden.

 

Dauer und Beschaffenheit der Strecke

Es gibt Wanderwege mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad und Dauer. Nicht alle Strecken sind für Hunde geeignet. Manche Abschnitte können zum Beispiel zu schmal sein oder Klettersteige enthalten. Hierüber solltet ihr euch frühzeitig informieren. Wanderungen können von zwei bis zu mehreren Stunden oder sogar Tagen dauern.

Wie weit ihr wandert, hängt nicht nur von eurer Kondition und Fitness ab, sondern auch vom Zustand und Alter sowie der Rasse eures Hundes. So sollten junge Hunde nicht zu sehr belastet werden. Gelenke und Knochen könnten in Mitleidenschaft gezogen werden. Wenn euer Hund bereits zu den betagteren Fellgenossen zählt, kann ein Tierarzt vor Urlaubsantritt bzw. geplanter Wanderung beurteilen, ob er einer solchen Anforderung gewachsen ist.

Zur Vorbereitung auf eine längere Wandertour solltet ihr mit dem Hund mehrmals eine kürzere Strecke von drei bis vier Stunden laufen – falls ihr das nicht ohnehin macht. Vor allem untrainierte Tiere, die keine ausgiebigen Spaziergänge gewohnt sind, könnt ihr so an drei bis vier Wochenenden auf die anstehende Belastung vorbereiten.

Aktive Rassen wie Hüte- und Jagdhunde sind prinzipiell geeigneter für eine lange Wanderung als beispielsweise ein Mops. Ein Bully packt den Auf- und Abstieg auch über längere Strecken erfahrungsgemäß relativ gut. Mit Wilma haben wir zum Beispiel schon den ein oder anderen 3.000er bestiegen – ohne Probleme. Allerdings hat sie auch keine Atemprobleme und ist trainiert.

An heißen Tagen solltet ihr keinen (anspruchsvollen) Aufstieg planen, schon gar nicht, wenn die Strecke ausschließlich in der Sonne liegt und ihr erst zu späterer Stunde aufbrecht. Das gilt grundsätzlich für alle Hunderassen, für diejenigen mit kurzem Fang aber umso mehr.

Falls euer Hund Zeichen von Erschöpfung zeigen sollte, macht entweder eine längere Pause oder tragt ihn (ist natürlich auch nur bei kleineren Rassen möglich) einen Teil der Strecke. Plant zwischen mehreren Wandertagen unbedingt ausreichend Erholungsphasen für euren Vierbeiner ein. Er wird es euch danken.

 

Ausrüstung

Beim Packen eurer Rucksäcke braucht ihr bei Wanderungen mit Hund noch etwas mehr Stauraum als ohne haarigen Wanderpartner. Denn auch euer Hund benötigt ein, zwei Dinge für den Berg-Trip. Dazu gehören unter anderem:

Proviant:

Denkt an ausreichende Energiespender für euren Liebling. Am besten eignen sich hier Trockenfutter und kleine Snacks in Form von Leckerlis. Nassfutter und Rohfutter sind aufgrund der Verderblichkeit nicht sinnvoll. Füttert euren Hund nicht direkt vor Beginn der Wanderetappen. Nach der Fütterung solltet ihr eine mindestens einstündige Pause einlegen.

Wasservorräte:

Am besten sucht ihr euch vor allem Wanderwege aus, die an Wasserläufen oder Seen liegen. Ein See auf dem Weg erfreut natürlich besonders die Wasserratten unter den Hunden und sorgt für eine schöne Abkühlung vor allem bei warmen Temperaturen. Zusätzlich solltet ihr genügend Wasser für euch und euren Hund für bach-arme Streckenabschnitte mitnehmen. Ein faltbarer Futter-/Wasserbehälter ist praktisch und nimmt wenig Platz ein.

Tragegurt/Hunderucksack:

Falls euer Hund müde wird oder es streckenweise sehr steil und steinig wird, empfiehlt sich ein Tragegurt oder Hunderucksack. Für Herrchen und Frauchen bedeutet das mitunter schwere Last, aber wenn man anspruchsvollere Wanderungen gehen möchte, muss man da für seinen Schützling durch.

Decken/Schutzkleidung:

Je nach Witterungsverhältnissen und zurückgelegten Höhenmetern gehört ein Wind- und Regenschutz für euren Vierbeiner in den Rucksack. Eine Hundedecke (z.B. aus leichtem Fleece-Material) kann bei den Raststationen als Unterlage oder aber auch zum Abtrocknen nach einem Gewitter oder einem Bad im Bach oder See verwendet werden. Manche Hundehalter nehmen noch ein zusätzliches Handtuch mit.

Notfall-Apotheke:

Egal wie vorsichtig ihr seid und wie sicher die ausgewählte Strecke zu sein scheint, kann sich der Hund verletzen. Wir haben immer ein kleines Erste-Hilfe-Set bestehend aus Verbandsmaterial, Pinzette, Schere, Desinfektionsspray und Mullbinden im Rucksack. Ihr könnt auch ein größeres Set mitnehmen, das zusätzlich einen Schutzschuh (Größe unbedingt vorher prüfen), sterile Kochsalzlösung, eventuell Augentropfen und einer Zeckenzange besteht.

 

Achtung Herdenvieh!

Die tödliche Attacke einer Kuhherde auf eine Wanderin mit Hund in Nordtirol und der Angriff auf einen Bergsteiger – ebenfalls mit Hund – am Watzmann in den Berchtesgadener Alpen haben gezeigt, dass man mit Hund eher zum Angriffsziel von Wildtieren und Herden wird als ohne. Um Kühe solltet ihr daher soweit es geht einen Bogen machen. Wir selbst haben am eigenen Leib erfahren, wie schnell sich eine ganze Herde in Bewegung setzen kann, wenn ihnen die Anwesenheit eines Hundes nicht passt. Kühe gehören einfach instinktbedingt nicht zu den größten Fans unserer Vierbeiner – egal wie verträglich diese sind. Hunde sind im Kuhhirn als Eindringling und Feind etikettiert – umso so mehr, wenn sich Jungtiere in der Herde befinden.

Es ist natürlich nicht immer leicht Herden zu umgehen, wenn man zu einer Alm unterwegs ist. Wenn es keinen Ausweg gibt und man tatsächlich durch eine Herde gehen muss, würde ich empfehlen, den Hund an einer Leine zu führen, die weder Griff noch Schlaufe hat. Damit ist der Hund unter Kontrolle, und falls die Kühe tatsächlich auf ihn losgehen, kann man ihn wegrennen lassen, ohne dass er irgendwo hängenbleibt.

 

Leine am Berg: ja oder lieber nein?

Das kommt darauf an, nämlich auf:

  • 1. Die Leinenführigkeit eures Hundes
  • 2. Die regionalen/landestypischen Vorschriften zum Führen des Hundes.

Wir haben unseren Hund bei Wanderungen fast immer an der Leine – aus einfachem Grund: Wilma ist ein Höhen-Junkie und überschätzt sich und ihre Fähigkeiten maßlos.

Eine Bulldogge eben, die zudem ein Selbstbewusstsein ohne Grenzen hat. Die Tiefe zieht sie magisch an. Am Berg kann das natürlich böse enden. Daher haben wir sie auf Wanderungen mit Steilhängen grundsätzlich an der Leine.

Wandern mit Hund am Berg

Wandern mit Hund – einige überschätzen sich maßlos, gerade im Gebirge SplitShire / Pixabay, creative commons public domain

Führt ihr euren Hund an der Leine, sollte er allerdings nicht zu den „Zugtieren“ gehören – auch wenn das beim Anstieg mitunter ganz praktisch ist. Zieht euch euer Liebling allerdings beim Abstieg, habt ihr ein Problem: Wenn der Hund zieht und euch damit aus dem Gleichgewicht bringt, ist ein Sturz meist vorprogrammiert. Andere Hunde können aber garantiert auch leinenlos den Berg erklimmen- vorausgesetzt sie lassen sich zuverlässig abrufen.

Ob ihr euren Vierbeiner an der Leine führt oder frei laufen lasst ist aber nicht nur eine persönliche Entscheidung: Je nach Bundesland gelten unterschiedliche Gesetze, die Hundehalter beachten sollten: Nicht überall dürfen Hunde frei laufen. In manchen Gegenden herrscht strenger Leinenzwang, in einigen Gegenden sogar Maulkorb-Pflicht.

 

Packliste für die Wanderung mit dem Hund:

 

  • Wasservorrat
  • Faltbarer Wassernapf
  • Futter (am besten Trockenfutter)
  • Erste-Hilfe-Set mit Verbandsmaterial, Desinfektionsspray, Mullbinden, Schutzschuh, Cremes, Pinzette, Schere, sterile Kochsalzlösung, Augentropfen, Zeckenzange
  • Tragegurt oder Hunderucksack
  • Decke
  • Schutzkleidung
  • Handtuch

 

Ein Gastbeitrag von Conny Nyhof

Mehr zum Thema: Wandern mit Hund

Beitragsbild & Quelle: danfador / Pixabay, creative commons public domain