Es sollte ein Hund mit Schlappohren sein. So viel wusste ich, als wir endlich einen Garten hatten und ich mir nun auch endlich meinen Kindertraum erfüllen konnte. Aber welches Schlappohr? Vom Dalmatiner waren wir schnell eine Nummer kleiner beim Beagle, dann beim Basset – und dann beim Rauhaardackel, denn so ein kleiner Hund sprang durch den Garten einer Bekannten auf meinen Schoß und ließ sich streicheln und beschmusen und schaute mich mit dem typischen „Dackelblick“ an – da war’s um mich geschehen.

Das Aussehen des Rauhaardackels

Ein Rauhaardackel, das war mir neu, muss gar nicht so ein grauer „Struppi“ sein, wie man immer so im Kopf hat. So ein kleiner Hund kann auch ein relativ glattes Fell haben, er kann schwarz oder auch ganz hell sein – und es gibt ihn, wie alle Dackel, in drei Größen, quasi als S, M oder L-Modell:

Standard heißen die größten, Zwerge die mittleren, und die ganz kleinen Dackel werden als „Kaninchenteckel“ bezeichnet.

Und dann gibt es jeweils noch die drei Fellarten Kurzhaar, Rauhaar und Langhaar. Insgesamt also ganze neun Dackelvarianten.

Hingegen bedeuten die Bezeichnungen Dackel, Teckel oder Dachshund nichts Unterschiedliches.

So viel lernten wir erst einmal durch die Unterlagen des Deutschen Teckelklubs. Natürlich lernten wir dort auch, dass der Dackel der kleinste aller Jagdhunde ist. Das bedeutet, sein Instinkt ist aufs Jagen und – „Dachshund“ heißt er nicht umsonst – auf das Erkunden jeglicher Erdhöhlen und sonstiger Löcher gepolt und völliger Gehorsam ist nicht so einfach zu erreichen. Das alles schreckte uns nicht und wir begaben uns auf die Suche nach einem Züchter für „Rauhaar-Zwerge“, denn so einer sollte es werden. Fündig wurden wir bei den „kleinen Banditen“ im Münsterland. Dort wartete eine kleine Hündin auf einen neuen Besitzer. Wir nannten sie Mini.

Der Dackelblick

Nun war also ein Dackel unser Hausgenosse geworden. Den Dackelblick beherrschte Mini genauso gut wie alle Dackel es tun.

Dackel schmachtet in die Kamera

Bild & Quelle: Anja Pietsch


Die ausdrucksvollen Augen mit den buschigen Augenbrauen können viel ausdrücken und irgendwie verzeiht man dem Hund deswegen vieles. Wobei es bei diesem Exemplar auch nicht viel zu verzeihen gab. Keine zerstörten Schuhe, angenagten Möbel oder sonstige kleinere oder größere Katastrophen. Autofahren oder alleine bleiben war kein Problem.

Eher schon das Selbstbewusstsein der kleinen Hündin, das dem geflügelten Wort „Ein Dackel sieht in den Spiegel und erblickt einen Löwen“ absolut entsprach.

  • Größere Hunde anbellen?
  • Ganz selbstverständlich aufs Sofa hüpfen und dort wie die Prinzessin auf der Erbse am liebsten auf vier Kissen übereinander liegen? Na klar!
  • Und wenn Herrchen und Frauchen in einem Restaurant sitzen und den Hund eigentlich ruhig unter dem Tisch ablegen wollen, dann geht das am besten, wenn dort auch ein Kauknochen wartet. Ansonsten ist das Liegen unter dem Tisch des Dackels nicht unbedingt würdig. Doch das mag Erziehungssache sein.
  • Dackel auf dem Teppich

    Bild & Quelle: Anja Pietsch

    Es braucht extreme Konsequenz, um einen Dackel wirklich tipptopp zu erziehen – es soll solche Exemplare geben.

    Ein selbstbewusster Dackel weiß sich zu behaupten und wird gar nicht gerne ignoriert oder in seine Schranken gewiesen. Wenn er einem Jäger gehört, ist er sicher noch anders zum Gehorsam zu bringen, aber das war ja nicht unser Ziel. Hundeschulen unterschiedlicher Ausrichtung haben wir mit Mini besucht, die Begleithundeprüfung bestand sie einmal knapp, das zweite Mal dann mit Bravour. Doch nachdem sie einmal im dunklen Wald stundenlang verschwunden war, ist jetzt ein Laufenlassen ohne Leine nicht mehr angesagt. Im großen Garten darf sie dafür frei herumtoben oder faul in der Sonne liegen. Dort ist sie die unangefochtene Chefin: Vögel, Mäuse, Eichhörnchen, Katzen und sogar einmal ein ausgewachsener Waschbär erhielten bereits deutliche Platzverweise von unserem Dackel, im Falle der Mäuse gibt’s sogar gelegentlich Tote, was natürlich weniger schön ist. „Seien Sie doch froh, einen so instinktsicheren Hund zu haben“, war dazu der – gar nicht mal ironisch gemeinte – Kommentar unserer Tierärztin, die wir dann zwecks erweiterter Entwurmungsmaßnahmen aufsuchten.

    Der Dackel an sich: Von Menschenfreunden und Allesessern

    Der Dackel ist aber auch ein sehr menschenfreundlicher Hund, der offen auf alle zugeht, freundlich um Streicheleinheiten bittet und sich dazu auf unwiderstehliche Art auf den Rücken wirft, um am Bäuchlein gekrault zu werden.

    Auf dem Sofa lässt es sich herrlich mit ihm gemeinsam relaxen, die „Wärmflaschengröße“ ist ideal dazu geeignet, es sich im Winter zusammen gemütlich zu machen.

    Aufpassen muss man wegen der Fresslust: Wer nicht unbedingt täglich stundenlang im Wald unterwegs ist – und das ist nicht immer nur Schuld von Herrchen oder Frauchen, sondern auch der Dackel mag es manchmal recht faul – der sollte die tägliche Ration nicht zu groß bemessen, zumal bei einem kastrierten Exemplar wie unserem. Schön ist es, dem Hund ein paar Tricks beizubringen: Im Internet gibt es viele herrliche Filme mit gelehrigen Dackelchen zu bewundern, und unser Hund kann auch ein paar kleine Schmankerln, mit denen er sich immer wieder Bewunderung einfängt: Zum Beispiel mit der Pfote auf eine Rezeptionsklingel drücken und sich so ein Leckerchen zu verdienen (so wie im folgenden Video, bereitgestellt auf Youtube durch kirkmillerdotcom).

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    Vorurteile über den Dackel

    Vorurteile gibt es natürlich auch. „Alles für den Dackel – alles für den Klub“ – ich kannte die Sendung, aus der der Spruch stammt, überhaupt nicht, aber ich habe ihn dann auf einmal des öfteren gehört. Geschenkt! Dass der Dackel wahlweise als „spießige“ wie auch als „Modehund“-Rasse bezeichnet wird, sollte einem auch nicht weiter zu denken geben. Es gibt eine Reportage aus Japan, wo der Dackel so sehr „Kult“ ist, dass man ihn dort in Samt und Seide kleidet – nun, das muss nicht sein. Dennoch, wenn es eiskalt ist, bekommt auch Mini ein kleines Goretex-Mäntelchen.
    Er ist auf jeden Fall recht pflegeleicht, sollte nicht gerade das Unglück eintreten, dass man einen Hund mit Bandscheibenproblemen – der so genannten „Teckellähme“ erwischt hat. Dann kann die Behandlung leider langwierig und teuer werden, aber auch hier gibt es ermutigende Videos im Internet von Dackeln, die sich mit Hilfe eines kleinen „Rollstuhls“ für die Hinterbeine fast ebenso geschickt fortbewegen wie ihre gesunden Artgenossen (siehe u.a. VOITURETTE POUR CHIEN HANDICAPE).

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    Fellpflege beim Dackel

    Ein Langhaardackel braucht sicher mehr Fellpflege, ein Kurzhaardackel entsprechend weniger – unseren Rauhaardackel lassen wir ungefähr zwei Mal im Jahr fachgerecht zupfen (nicht scheren!). Natürlich haart er auch ein bisschen, und dies mit hellen und dunklen Haaren, so dass man da nicht allzu empfindlich sein darf. Doch dafür ist sein „Hundegeruch“ nicht sehr ausgeprägt.

    Immer dabei & immer Spaß

    Dackel sieht Dackel

    Bild & Quelle: Anja Pietsch


    Als kleiner Hund hat der Dackel den Vorteil, dass man ihn problemlos mitnehmen kann – angeblich auch im Flugzeug, obgleich ich das noch nie probiert habe. Er braucht keine stundenlangen Spaziergänge, auch wenn er, speziell auf unbekanntem Terrain, freudig mitläuft (wenn er Lust hat). Bei akuten Faulheitsattacken passt Mini auch mal in den Rucksack und ist mit ihren sechseinhalb Kilo auch noch tragbar. Im Dackelclub gibt es auf die Größe des kleinen Krummbeins angepasste, kleinere Agility-Hindernisse, die die Kleinen mutig bewältigen. Auch sonst ist der Dackel ein geschickter, intelligenter und dabei absolut freundlicher Hausgenosse, der seinem Besitzer oft bis zu 18 Jahren lang treu an der Seite bleibt. Und wenn die kleine Hündin mit ihrem Rauhaar-Bärtchen über meine Füße kitzelt und kurz die Zehen ableckt – dann bin ich jedes Mal begeistert über unseren kleinen Lieblingskumpel.

    Ein Gastbeitrag von Anja Baumgart-Pietsch.

    Alle Beitragsbilder von Anja Baumgart-Pietsch