Dieser Bericht von Alica Junker ist natürlich frei von Ironie und Übertreibungen.
Es war der ausdrückliche Wunsch meines Hundes einen Agilitykurs zu besuchen, da ich stets froh um Arbeitswünsche meines Hundes bin, bin ich dieser Aufforderung ohne mit der Wimper zu zucken nachgekommen. Ich persönlich hätte mich ja für etwas anderes entschieden, aber was Madame Beagle wünscht, ist mir Befehl.
Agility, das waren bisher für mich immer nur irre Aussies oder Border Collies, die ohne Flügel versuchten zu fliegen. Mit einem kleinen, nicht gerade stromlinienförmig gebauten Beagle hatte ich mir andere sportlichen Aufgaben gewünscht.

Agility – aller Anfang ist schwer

Wie man das so tut, suchte ich nach der allerbesten Agilityschule, meldete mich dort an und ging hin. Mein Trainer, selbst Besitzer von einer fünfer Meute Border Collies und Aussies, ein wirklich netter Typ, und seine Frau begrüssten mich inmitten eines furchteinflössend grossen Platzes mit unglaublich vielen Hindernissen. Erwartungen? Zum Glück noch keine, ausser eine vernünftige Prise Grundgehorsam. Beim Hund. Bei mir? Eigentlich nichts.
Bei „nichts“ werde ich als Hundehalter immer schon ein bisschen nervös. Da steckt doch immer etwas fieses dahinter.
Erste Aufgabe, springen, darauf hat sich Lotte schon gefreut, dann durch den Tunnel, drehen und … Hier ging es nicht weiter, meine Drehung, die hätte folgen sollen, misslang und legte mich lang auf den Platz. Drehen? Wohin denn? Wie denn? Ich bin nicht gerade bekannt für meine gute Hand-Fuss-Hirn Koordination. Madame Mini hatte aber Spass, ich auch, wie ich zugeben musste.

Oder doch Dog Dancing?

Am nächsten Montag Abend klagte ich während der SpassSport Stunde meinem Agility angefressenen Trainingspartner mein Leid. Er fragte mich, er der meinen Hund auf die Idee gebracht hat, ob ich denn nicht tanzen könne. Er ist schon ein bisschen älter und ich glaube, er hat verdrängt, dass Mädchen heute keinen Tanzkurs mehr belegen müssen, um heiraten zu dürfen. Tanzen? Ich? Ich wurde ganz kurz in einen Ballettkurs gesteckt, bevor meine Lehrerin meinen Eltern nahelegte, dass es für mich doch besser wäre den Kampfsportkurs zu besuchen.

Danke dieser Erfahrung hielt ich Dog Dancing von Anfang an für eine schlechte Idee, aber Agility, die laufen doch immer nur geradeaus, das sollte ich doch hinkriegen.

Falsch gedacht, es gibt im diesem Sport Tricks und Kniffe, die man als unbedarftes Fährtenwesen gar nicht bemerkt, wenn man Youtube Videos schaut. Japaner und Belgier waren für mich bis dahin Volksvertreter, nun mutieren sie zu komplizierten Fuss-Hand-Blick-Abfolgen auf dem Agility Platz. Die komplizierteste Übung für Lotte ist derzeit wohl das Zonentraining und der Slalom, aber nur, weil sie das bremst.

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(Youtube von Dogcampus)

Ich muss bei einer Abfolge von acht Hindernissen meine grauen Zellen ziemlich anstrengen und achte penibel darauf, dass meine Trainingspartnerin mit ihren blue-merle-Aussie zuerst laufen muss.

Wo war nochmal der Start? Muss ich von rechts oder von links den Hund nach dem Tunnel weiterführen?

Wo muss ich am Tunnel vorbeirennen? Wo steht das nächste Hindernis? Und warum stehen da so viele zur Auswahl? Fragen über Fragen, die mein tänzerische unbegabtes Hirn mir nur selten zu beantworten weiss. Ich muss den Parcours mindestens zweimal durchlaufen haben, bis ich verstanden habe, um was es geht. Dann finde ich es aber grandios! Mindestens einmal von den zwei Versuchen macht Lotte Agi mit sich alleine. Der Platzanweiser weilt leider gerade noch hinter dem Tunnelausgang, weil zu langsam.

Hunde, die Agi machen möchten, sind unglaublich schnell. Wähle ich den falschen Laufweg und bin nicht anwesend, dann entscheidet Lotte frei Schnauze, welches das nächste Hindernis sein könnte.

Manchmal seufze ich in mich hinein und wünschte mir, dass mein Hund mich nur mit dem halben Elan durch den Wald ziehen würde, wenn wir joggen gehen (womit wir irgendwie wieder beim Jagdtraining sind). Schliesslich quäle ich uns nur, damit sie noch schneller wird und ich wenigstens den Hauch einer Chance habe, sie einzuholen.

Beitragsbild & Quelle: Barbara Hedrich (Kiel) via Ingrid Heuser, wandklex